ACH, ÜBRIGENS...

Novak, Nowak, Jesus und Andreas Hofer

Vorarlberg
09.01.2022 11:30

„Krone Vorarlberg“-Kolumnist Harald Petermichl hat sich für die neueste Ausgabe von „Ach, übrigens...“ mit der „lebenden Reklamesäule“ Karl Schranz und den Problemen von Tennisstar Djokovic mit den australischen Behörden beschäftigt.

Die Älteren werden sich erinnern: Kurz vor den Winterspielen 1972 wurde Karl Schranz vom damaligen IOC-Chef Avery Brundage von den Wettbewerben ausgeschlossen. Brundage, sturer Verfechter eines strikten Amateurgedankens, hatte spitzgekriegt, dass Schranz bei einem Benifiz-Fußballspiel ein Leiberl mit dem Werbeaufdruck einer Kaffeefirma getragen hatte; das brachte das olympische Heferl zum Überlaufen und veranlasste Brundage zu der Äußerung, Schranz würde als „lebende Reklamesäule“ herumlaufen.

Was danach passierte, ist allerdings nicht weniger bemerkenswert, denn nach seiner Rückkehr wurde „Kaiser Karl“ auf dem Ballhausplatz von geschätzten 100.000 Menschen frenetisch gefeiert. Sinowatz und Kreisky gehörten ebenso zu den Schranzianern wie Georg Danzer und André Heller, die als „Die Österreicher i. V.“, die epochalen Zeilen „Der Karli soll leb’n, der Brundage steht daneb’n“ schufen. Den Vogel abgeschossen haben dürfte aber ein gewisser Herr Nowak, der ein Transparent mit der Aufschrift „1809 Andreas Hofer - 1972 Karl Schranz“ angefertigt hatte, was die Süddeutsche Zeitung prompt mit dem Satz „Zu Sapporo in Banden der treue Hofschranz lag“ kommentierte.

Und sollte das gar nicht ein Herr Novak gewesen sein, sondern vielleicht ein Herr Vranek oder Vistlacil, ist das auch Blunzn, weil es zumindest gut erfunden wäre und perfekt zu einer brandaktuellen Märtyrergeschichte im Spitzensport überleitet: Novak Djokovic, Tennisspieler aus Belgrad, hat derzeit Probleme mit den australischen Einreisebehörden, weil ihm irgendwelche Dokumente fehlen. Hat was mit ärztlichen Bestätigungen zu tun, aber das wird sich behördlich rasch klären lassen. Viel interessanter ist da Papa Djokovic, der das Ganze am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit den Worten „Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns (…) Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun“, kommentierte. Denn sein Bub, so Srdjan D. weiter, führe „den Kampf von sieben Milliarden Menschen auf der Welt für Rede- und Meinungsfreiheit“.

Okay, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich, aber so hat halt jeder seine individuelle Sicht auf die Dinge. Erst mal bleibt jetzt abzuwarten, ob das zuständige Gericht am Montag zu der Erkenntnis kommen wird, dass ein Tennisstar nicht anders zu behandeln ist als andere Einreisewillige oder ob man als Millionär vielleicht doch gleicher ist als alle anderen Gleichen. Das bleibt auch in Zukunft interessant.

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