„Krone“-Kommentar

Der zweite Tod des Augusto Pinochet

Ausland
21.12.2021 06:00

Chile bekommt einen Präsidenten, der so alt ist wie Sebastian Kurz am Ende seiner Kanzlerschaft. Diese Wahl des Gabriel Boric ist ein Umsturz, wie es 1970 die Wahl des Sozialisten Salvador Allende gewesen war. Dessen Versuch, die elitäre Gesellschaft Chiles aufzubrechen, endete im Chaos und der Militärdiktatur des Augusto Pinochet - mit dem Segen des Henry Kissinger.

Der General hatte Chile 1990 eine Verfassung hinterlassen, welche die sozialen Gegensätze in dem „neoliberalen Musterland“ verewigen sollte. 30 Jahre bitterer Auseinandersetzungen mussten vergehen, bis nun mit dem Ex-Studentenführer Boric der Durchbruch gelungen ist. Er will Chile von der Erblast Pinochets befreien.

Zuvor schon war in Chile nach Straßenschlachten die Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung durchgesetzt worden. Auch dort dominiert die Linke.

Die sozialen Auseinandersetzungen der letzten Jahre haben zu einer gesellschaftlichen Polarisierung geführt, in der die politische Mitte aufgerieben wurde. In dieser abgrundtiefen Kluft standen schließlich zur Stichwahl die beiden Extreme: ganz links, ganz rechts. Gegenkandidat José Antonio Kast prahlte einmal: „Pinochet würde mich wählen.“

Alles keine guten Aussichten. Vieles erinnert an Allende. Man kann nur auf den Reifungsprozess der Linken, aber besonders auch auf jenen der Klasse der Besitzenden hoffen, damit sich die Ära Allende - Pinochet nicht wiederholt.

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