60.000 Euro an Strafen

Erste Urteile in Causa „Flexenarena“ sind gefallen

Vorarlberg
01.10.2021 15:04

Die Betreiber der „Flexenarena“ in Lech-Zürs müssen nach Vorwürfen zu Gesetzesübertretungen bei der Errichtung der Weltcup- und Trainingsstrecke Verwaltungsstrafen von insgesamt rund 60.000 Euro bezahlen. Noch sei die Causa für die Behörden aber nicht abgeschlossen, fünf der zehn Verfahren seien noch offen, so der Bludenzer Bezirkshauptmann Harald Dreher am Freitag zur APA. Die Beschuldigten können Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht dagegen einbringen.

Die kürzlich abgeschlossenen Strafverfahren betreffen laut Dreher die verfrühte Beschneiung, das unerlaubt angelegte Schneedepot sowie die ohne Bescheid begonnenen Geländeveränderungen. Erst zum Teil abgeschlossen sei ein Verfahren über eine unerlaubte Versetzung der Hütte im Zielraum. In den kommenden 14 Tagen rechnete Dreher zudem mit Erledigung der übrigen Verfahren, die die Fluchtlichtanlage und einen ohne Genehmigung errichteten „Viehtriebsweg“ betreffen, der laut Kritikern eine Zufahrt zur Liftstation darstellt. Der Bezirkshauptmann hob die Komplexität der Causa hervor. Üblicherweise habe man einen klar Verantwortlichen, hier habe man es „mit den immer gleichen Personen in verschiedenen Rollen“ zu tun. In die Verfahren seien jeweils mehrere Beschuldigte, teils als Privatpersonen, teils in Vereins- oder Geschäftsführerfunktionen involviert. Wie viele Beschuldigte es sind, wer nun wie viel bezahlen muss und Details über die Strafhöhe für einzelne Verstöße wollte Dreher nicht nennen.

Rückkehr des Skiweltcups
Die „Flexenarena“ ist ein Prestigeprojekt des Vorarlberger Nobel-Skiorts. Damit kehrte im November 2020 der alpine Weltcup mit Parallel-Riesenslalom-Bewerben nach Lech zurück, heuer soll dieser am 13. und 14. November stattfinden. Zudem wird die Anlage als Trainingsstrecke für den Ski-Nachwuchs genutzt. Die Errichtung starteten die Verantwortlichen - in einer Stellungnahme wurden der Ski-Club Arlberg (SCA), die Ski-Zürs-AG und die Sportstätten Lech Zürs Gmbh, 100-Prozent-Tochter des Ski-Club Arlberg, genannt - allerdings ohne Genehmigungen. Im August 2020 fuhren die Bagger auf der Strecke auf, am 26. August erfolgte ein behördlicher Baustopp, der zwei Tage danach aufgehoben wurde, als die Maßnahmen bewilligt wurden.

Zudem zeigte sich im September 2020 die Agrargemeinschaft Alpe Zürs für einen nicht genehmigten Bau eines „Viehtriebwegs“ an, der Weg war zu dem Zeitpunkt bereits fertig. Im April 2020 beantragten die Betreiber ein Schneedepot, das die Behörde bei einem Lokalaugenschein Mitte August bereits vorfanden. Weiters begann bescheidswidrig vor dem 1. November die Beschneiung der Strecke. Beanstandet wurde seitens der Behörden auch die Flutlichtanlage, für deren dauerhaft errichteten Fundamente die Baubewilligung fehlte. Diese setzte zudem eine entsprechende Flächenwidmung voraus, die nicht vorlag.

In einer Stellungnahme im November 2020, die von OK-Präsident Patrick Ortlieb (zugleich SCA-Obmann des Ortsteils Lech), Stefan Jochum (Vizepräsident des SCA, seit Herbst 2020 Lecher Bürgermeister, damaliger Geschäftsführer der Sportstätte Lech Zürs GmbH und damaliger OK-Chef) sowie Philipp Zangerl (SCA-Obmann Zürs, zugleich Vorstandsvorsitzender der Ski Zürs AG und heutiger OK-Chef) unterzeichnet wurde, räumten die Betreiber Versäumnisse ein. Man habe aufgrund von Verzögerungen durch die Pandemie unter „enormem Zeitdruck“ gestanden, um einen Weltcup-Start ermöglichen zu können. Das zwischenzeitlich genehmigte Schneedepot sei tatsächlich zu früh eingerichtet worden, damit könne man aber nicht erst im Herbst beginnen. Die genehmigungskonform ausgeführten Geländeanpassungen habe man fünf Tage zu früh in Angriff genommen. Weiters seien Testversuche an der Beschneiungsanlage von der Behörde nicht als solche anerkannt und deshalb angezeigt worden.

Keine Informationen
Bürgermeister Stefan Jochum erklärte der APA am Freitag, er habe keine Informationen über die Strafverfahren vorliegen. Er sei nicht mehr OK-Chef, auch die Agenden als Geschäftsführer der Sportstätte Lech habe er abgegeben, als er Bürgermeister wurde. Inzwischen habe man seitens der Gemeinde sowohl die Flächenwidmung geändert als auch die Baubewilligungen für die Fundamente und die Zielhütte erteilt. OK-Chef Zangerl erklärte, in Sachen Flexenarena sei „alles gesagt“. Über allfällige Einsprüche werde man noch entscheiden. Die Vorbereitungen für die diesjährigen Weltcup-Rennen liefen und lägen im Plan. Man hoffe auf ausreichend kühle Temperaturen, dann stehe der Durchführung der Bewerbe nichts im Wege, so Zangerl zur APA.

Das Land Vorarlberg hatte als Projektförderung für die insgesamt 2,7 Mio. Euro teure Flexenarena eine Förderung von 1,3 Mio. Euro zugesagt, was die Grünen und Naturschutzanwältin Katharina Lins kritisierten. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) nannte die Übertretungen bei ihrem Bekanntwerden „wenig erfreulich“, bekannte sich aber zur Projektförderung. Zum einen gehe es darum, den Ski-Weltcup nach Vorarlberg zurückzuholen, zum anderen habe man eine dauerhafte Trainingsstrecke installieren wollen. Die Fördertranchen sollen aber erst fließen, wenn die Verfahren abgewickelt sind.

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