„Krone“-Gastkommentar

Leistung muss sich lohnen

Christian Baha ist Börsenexperte und gründete 1993 den ersten Börsen-Terminal Österreichs, der Daten in Echtzeit liefert. 1996 etablierte er den weltweit ersten Hedge-Fonds für Privatanleger, der seit Beginn durchschnittlich 7,5 Prozent Performance pro Jahr erzielte. Mithilfe automatisierter Computer-Handelssysteme wird versucht, Gewinne bei steigenden wie fallenden Märkten zu erzielen. Christian Baha verfolgte stets die Vision, Fonds für Vermögende auch kleineren Anlegern zugänglich zu machen.

(Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Im Jänner 2021, am Höhepunkt der Gesundheitskrise, zählte Österreich 468.330 Arbeitslose; im August waren es immer noch 286.277, die kein echtes Erwerbsleben führten. Setzen wir die falschen Anreize? Lohnt sich Leistung hierzulande nicht mehr? Belohnen wir jene viel zu wenig, die tagtäglich tatsächlich Schwerarbeit verrichten, während es sich manch andere in der sozialen Hängematte gemütlich machen?

Es wird wohl kein Zufall sein, dass in Österreich zuletzt 216 Dachdecker-Stellen ausgeschrieben waren, aber nur 74 Dachdecker überhaupt Arbeit suchten. Ähnlich verhält es sich bei Bauspenglern, Bautischlern und Schweißern.

De facto liegt der Fehler im System: Wer in Österreich den Job verliert, erhält 55 Prozent des Letztbezugs. Nach sechs Monaten bekommt er weiterhin 55 Prozent, nach 5 Jahren immer noch 51 Prozent. Andere Länder pflegen hier ganz andere Sitten: In Tschechien etwa sinkt der Zuschuss für Arbeitslose nach 6 Monaten von 65 auf 18 Prozent; nach 5 Jahren werden bloß noch 12 Prozent ausbezahlt. Auch Italien gönnt Langzeitarbeitslosen nach 5 Jahren nur mehr 14 Prozent des letzten Erwerbseinkommens, die USA sind noch radikaler und fahren den Aufwand schon nach sechs Monaten auf 8 Prozent zurück.

Der Sozialstaat kann auf Dauer nur funktionieren, wenn das System nachhaltig ist. Dafür braucht es Gerechtigkeit. Deshalb: Mehr Entlastungen für die Arbeitenden. Und Lohnerhöhungen, die deutlich über der hohen Inflation liegen.

Christian Baha, Kronen Zeitung (Gastkommentar)