Teurer Schulstart:

„Familien wissen am Monatsende nicht weiter“

Österreich
02.09.2021 19:00

Der Schulstart ist für viele Familien eine unzumutbare Herausforderung, warnen Sozialeinrichtungen, weil die Kosten für Ausstattung finanziell nicht mehr zu stemmen sind. Wie schlimm die Lage ist, und was es zu einer Entlastung braucht, hat Martin Schenk von der Diakonie mit krone.tv-Journalistin Damita Pressl besprochen.

„Wenn man sich die Pflichtschule ansieht, kommen wir auf 150.000 Schüler und Schülerinnen, die unter der Einkommensarmutsgrenze leben.“ Dann werden noch Faktoren wie Wohnsituation oder Familiengröße berücksichtigt; eine starke Belastung ist der Schulbeginn aber jedenfalls für Zehntausende: „Die Corona-Krise ist noch nicht zu Ende. Wir befürchten die vierte Welle. Und auch die soziale Krise ist noch nicht zu Ende. Wir haben zwar jetzt eine gute Konjunktur, viele Eltern werden wieder Jobs bekommen. Aber es wird auch Eltern geben, die aus verschiedenen Gründen nicht sofort einen bekommen. Dann wird es super knapp. Oder sie arbeiten im prekären Niedriglohnbereich, wo man viel leistet, aber sich wenig leisten kann. Das ist mühsam für die Kinder.“

In Kombination mit der starken Teuerung beim Wohnen und bei Lebensmitteln seien Haushalte mit niedrigem Einkommen derzeit stark unter Druck, sagt Schenk.

Doch es geht nicht nur um den September, auch das Schuljahr wird teuer: „Es kommt viel zusammen. Hundert Euro können sich ausgehen, wenn man viel spart und Sozialmärkte nutzt. Aber im ganzen Schuljahr summieren sich die Schulkosten für ein Kind auf 800 bis 900 Euro. Da kommen noch Ausflüge dazu. Das ist schon sehr viel. Bei mittleren und hohen Einkommen ist das kein Problem, bei niedrigen schon.“

Die Kosten würden sich summieren, erzählt Schenk, und „ab dem 23. des Monats kommen viele Familien zu uns, weil sie nicht mehr wissen, wie sie weitertun. Für die Schulsachen ist da kein Platz. Inzwischen kommt man oft nicht einmal mehr mit einem mittleren Einkommen durch“. Wenn etwas kaputt wird oder jemand krank ist, kann das in solchen Haushalten einer Katastrophe gleichkommen. Zum Teil gehe es um Ausflüge oder Sprachreisen, die „Möglichkeiten und Chancen schaffen“, sagt Schenk. „Da ist die Frage, wie können wir das den Kindern ermöglichen, egal, wie viel Geld die Eltern haben?“

Viel hänge auch mit der Sozialhilfe neu, sagt Schenk, die mit Anfang 2020 die Mindestsicherung ersetzt hat. Kürzungen würden vor allem Mehrkindfamilien treffen, Familien, in denen ein Mitglied eine Behinderung hat, aber auch Notwohnungen, in denen etwa Frauen Zuflucht finden. „Ich habe das in Niederösterreich in einigen Einrichtungen gesehen. Die Frauen dort sagen, das ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.“

Wer helfen möchte, kann etwa an die Diakonie oder an die Caritas spenden - sowohl Geld als auch Sachspenden werden dankend angenommen.

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