Folter und Tod

Seit einem Jahr kämpfen sie gegen den Diktator

Ausland
07.08.2021 18:37

Am Montag vor einem Jahr erhob sich das Volk von Weißrussland gegen seinen Diktator. Am 9. August 2020 fand die Wahlfarce statt, mit der sich Alexander Lukaschenko erneut zum Präsidenten krönen wollte. Doch er hat nicht mit den mutigen Frauen von Belarus gerechnet, die seitdem gegen ihn vorgehen.

Waleri Zepkalo, ein von Alexander Lukaschenko „gesperrter“ Präsidentschaftskandidat 2020, verglich Belarus kürzlich im „Krone“-Gespräch mit einem Druckkochtopf. Der irgendwann explodiert. Vor einem Jahr ließ sich der Diktator von Weißrussland in einer gefälschten Wahl erneut zum Präsidenten wählen. Das war an sich nichts Neues. Das tat er schon davor, anders sind 27 Jahre an der Macht nicht zu erklären. Doch diesmal hatte das Volk von Belarus genug. Und seitdem gehen Hunderttausende auf die Straße. Es war die Stunde der Frauen von Belarus.

Swetlana Tichanowskaja, Hausfrau, Mutter und Gattin des in Haft sitzenden Bloggers Sergei Tichanonwski. Maria Kolesnikova, Musikerin und Freundin des Oppositionellen Viktor Babariko. Und Veronika Zepkalo, IT-Managerin und Gattin des eingangs erwähnten Waleri Zepkalo. Sie stellten sich gegen das Regime. Und zur Wahl. Die 80 Prozent Zustimmung für Lukaschenko sind als Wahlbetrug international nicht anerkannt. Konsequenzen gab es dennoch.

„In der Nacht zum 11. August wurde Swetlana Tichanowskaja gezwungen, Belarus zu verlassen. Veronika Zepkalo war schon am Tag der Wahl zu ihrer Familie nach Moskau gereist und stimmte dort in der Botschaft ab. Maria Kolesnikowa beschloss zu bleiben - koste es, was es wolle. Seit dem 8. September 2020 sitzt sie im Gefängnis. Ihr drohen bis zu zwölf Jahre Haft“, schreibt die Expertin Alice Bota in ihrem Buch „Die Frauen von Belarus“. Vor Kurzem hat ihr Prozess begonnen. Zu dem sie lachend und tanzend erschien. Wahrhaftig mutige Menschen.

Unermüdlicher Kampf gegen Lukaschenko
Tausende wurden verhaftet, deportiert, starben in Haft. Der kritische Blogger Roman Protasewitsch wurde aus einem Ryanair-Flugzeug gezerrt, das zwischen Athen und Vilnius unterwegs war und in Minsk zur Landung gezwungen wurde. Nach Folter zeigte er sich scheinbar reumütig im TV. Letzte Woche wurde der Oppositionelle Witali Schischow erhängt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gefunden. Selbstmord wird eher ausgeschlossen.

Was nun? Lukaschenko ist noch an der Macht. „Fast jeder Belarusse hat einen Verwandten oder Freund, der im Gefängnis sitzt“, sagte Swetlana Tichanowskaja im „Spiegel“. Für diese Menschen will sie ihren Kampf fortsetzen. Dafür geht sie bis an ihre Grenzen. Und für ein freies Belarus.

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