Interview in Haft
Madoff: “Banken wussten von Schneeballsystem”
"Sie mussten es wissen", sagte der 72-Jährige am Dienstag der "New York Times". "Ihre Einstellung war aber: 'Wenn du was Falsches machst, wollen wir es nicht wissen.'"
Madoff sprach in dem zweistündigen Interview über seine Zeit als Geschäftsmann und über die Situation mit seiner Familie. Auch wenn er deutlich dünner wirkte, als er mit seinem khakifarbenen Häftlingsanzug zum Interview erschien, war er komplett unverändert. Laut "NYT" überzeugt er immer noch durch Redegewandtheit und gutes Auftreten.
Schlimme Auswirkungen auf Familie
Im Gespräch sagte der Milliardenbetrüger mehrmals, dass es für seine Taten keine Entschuldigung gebe. Doch auch mache Spitzfindigkeiten ließ er sich nicht nehmen: "Manche meiner Anleger haben jahrelang gutes Geld gemacht, nirgendwo sonst hätten sie solche Gewinne erzielt."
In dem Interview unterstrich Madoff auch, das seine Familie nichts von seinen illegalen Machenschaften gewusst hätte. Er habe sich nie vorstellen können, dass der Zusammenbruch seines Betrugssystems sich so zerstörerisch auf seine Familie auswirken könne. Madoffs Angehörige waren mit Klagen überzogen worden. Sein Sohn Mark nahm sich im Dezember 2010 sogar das Leben. Nun offenbarte Madoff auch, dass er nicht am Begräbnis teilgenommen hatte, da es ihm von Gefängnis aus nicht gestattet worden war.
Größter Wirtschaftsbetrug der Geschichte
Nach Schätzungen soll Madoff über Jahrzehnte hinweg bei mehreren Tausend Investoren rund 20 Milliarden Dollar (14,8 Milliarden Euro) eingesammelt und in einer Art Schneeballsystem angelegt haben. Deshalb wurde Madoff 2009 zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt.
Der größte Wirtschaftsbetrug der Geschichte hat auch in Österreich hohe Wellen geschlagen: Die Eigentümerin der ehemaligen Wiener Bank Medici, Sonja Kohn, soll bei Madoffs Machenschaften eine Schlüsselrolle gespielt haben, warf ihr der Madoff-Opferanwalt Irving Picard in einer im Dezember in den USA eingebrachten Milliardenklage vor. Kohn hat stets alle Vorwürfe dementieren lassen.
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