Verein in Innsbruck

Seit 130 Jahren auf Sebastian Kneipps Spuren

Tirol
21.06.2021 20:00

Vor 200 Jahren kam „Wasserdoktor“ Sebastian Kneipp auf die Welt. Was viele nicht wissen: In Innsbruck ist der wahrscheinlich älteste Kneippverein Österreichs seit 130 Jahren aktiv.

„Mit den Zehenspitzen zuerst bitte, nicht mit den Fersen. Sonst erschrecken die Organe.“ Felizitas Steinacher zwinkert, als sie die Anweisung den Wassertretern in der Kneippanlage am Innufer in Innsbruck-Reichenau zuruft. Was sie erfahrene Kneipperin meint: Wer zuerst die Zehen ins Nass taucht, für den ist der erwünschte kleine Kälteschock verträglicher.

Viele Tipps haben die Damen rund um Margret Weisleitner, Obfrau des Kneipp-Aktiv-Club Innsbruck, parat. Sie sind Profis, wenn es um das gesundheitsfördernde Erbe des 1821 geborenen „Wasserdoktors“, Kräuterpfarrers und Heilkundlers Sebastian Kneipp geht. Die ganzheitlichen und damals revolutionären Ideen des gebürtigen Allgäuers fußen auf seiner Erkenntnis, „dass das Wasser das allererste, vorzüglichste und allgemeinste Heilmittel für den menschlichen Körper ist.“

Im Jahr 1891 kam Kneipp, dann kam der Verein
Innsbruck wurde früh zu einem Kneipp-Zentrum: 1891 hielt der umtriebige Theologe hier einen Vortrag. Die Tagespresse berichtete von „rauschendem Beifall“ und einem großen Edelweißstrauß „als Geschenk für den Wasserapostel“. Noch im selben Jahr wurde der Innsbrucker Kneippverein gegründet. Der wahrscheinlich älteste in Österreich, auch wenn die Datenlage wenig erschlossen ist. „Ein Zusammenhang mit dem Besuch liegt auf der Hand“, konstatiert Waltraud Moser. Auch sie gehört zu den tragenden Säulen des Aktiv-Clubs. Sie erinnert sich an die goldenen Zeiten, als die Mitgliederzahl bei fast 1000 lag. Heute sind es an die 380. „Es gibt halt mittlerweile so viele andere Angebote für die Freizeitgestaltung – vor allem in der Stadt“, glaubt Moser den Grund zu kennen.

Ernährung, Bewegung und Wasser dazu
Wenig anzubieten hat der Innsbrucker Kneippverein aber auch nicht: Von Aquagymnastik bis Pilates, von Kräuterwanderungen bis Ernährungsschulungen. Das flott formulierte Motto lautet: „Ernährung, Bewegung und Wasser dazu, viel Kräuter und die Lebensordnung stimmt im Nu“. Obfrau Weisleitner erzählt von einer 92-Jährigen, die nach einer Stunde Aquagymnastik „wie ein junges Mädchen“ dem Nass entsteigt.

Eine alte Idee, die heute immer noch gültig ist
An Jahren junge Mitglieder gibt es heute im Verein wenige. Das bedauert die Obfrau. Die Kneippidee ist für sie aber keineswegs verstaubt. Viel davon habe längst Eingang in die Schulmedizin gefunden. Moser erzählt von Mitgliedern, die mit hohem Blutdruck oder Erkältungsneigung zu kämpfen hatten und denen das Kneippen dabei half, die Widerstandskraft zu stärken und den Körper wieder ins Lot zu bringen.

Mehr als zehn Kneipp-Clubs gibt es in Tirol, mehr als 30 Kneippanlagen. Dass die Lehre des „Wasserdoktors“ UNESCO-Kulturerbe ist, freut seine Innsbrucker Jünger. Sie schwören auf die wohltuende und stärkende Kraft des Wassers. Und die eine oder der andere taucht mittlerweile auch im Winter die bloßen Füße in das zu Schnee verwandelte Nass – natürlich mit den Zehenspitzen zuerst.

Weitere Informationen unter: innsbruck.kneippbund.at

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