„Krone“-Kolumnist Harald Petermichl hat sich mit der neuen Handspielregel der FIFA befasst. Gibt es jetzt endlich eine verständliche Lösung? Man weiß es nicht.
Wer sich ein wenig mit der Historie der Mode beschäftigt, stellt rasch fest, dass dem Ärmel seitens der tapferen Schneiderlein schon von jeher viel Aufmerksamkeit zuteilgeworden ist und heute noch finden wir zahllose Spielarten dieses den Arm oder zumindest Teile davon umhüllenden Kleidungsstückteiles. Die Auswahl reicht von Cap-Ärmel über Drop-Shoulder-, Epauletten- und Fledermausärmel, setzt sich mit interessanten Kreationen wie Puff-, Raglan und Schmetterlingsärmel fort und landet bei Tulpen- oder Viragoärmeln, was immer letzteres auch sein mag.
Das scheint auf den ersten Blick für die Welt des Fußballs nicht weiter relevant zu sein, aber weit gefehlt, denn pünktlich zum Beginn des paneuropäischen Pandemieturniers haben die FIFA-Regelhüter die Fußballwelt zum gefühlt 127. Mal mit einer Neufassung der Handspielregel beglückt, die tatsächlich, so die Verantwortlichen, verständlich sein soll.
Okay, das haben wir verstanden, dachten allerdings, das sei immer schon so gewesen, außer wenn Gott seine Hand im Spiel hatte.
Harald Petermichl
Lutz Fröhlich, der beim DFB als Schiedsrichter-Lehrwart fungiert, hat das neulich mal erklärt und zum neuen „verschlankten“ Regelwerk gemeint: „Es geht zurück auf ein wesentliches Kriterium: Absicht.“ Okay, das haben wir verstanden, dachten allerdings, das sei immer schon so gewesen, außer wenn Gott seine Hand im Spiel hatte. Besonders wichtig scheint den Regelbrauern die Frage, wo der Arm endet und die Schulter beginnt, gewesen zu sein, womit wir auch schon wieder beim Ärmel wären, und damit die neunzehn Referees (darunter ein Argentinier…), die in den nächsten Wochen kreuz und quer durch Europa jetten, um pünktlich am Spielort zu sein, für strittige Entscheidungen keinen Anatomieatlas mit sich führen müssen, gibt es nun glasklare Festlegungen.
Demnach müssen wir das bisherige Kriterium „T-Shirt-Linie“ umgehend vergessen und eliminieren, weil es, so Wagner, „regeltechnisch schlichtweg falsch ist“ und werden uns dafür an eine betörend schlichte Weisheit zu gewöhnen haben, die da lautet: „Der Oberarm gilt von oben herab erst ab Höhe der Achselhöhle als strafbar.“ Und damit das Ganze nicht allzu sehr wie von oben herab verordnet klingt, erläutert der Herr Wagner dies auch für den letzten Dödel mit den Worten: „Das kann man sich so merken: Wenn man eine Spielführerbinde trägt und diese bis zu Achselhöhle hochzieht, befindet sich die Binde also im strafbaren Bereich - alles darüber nicht.“ Super, man darf schon gespannt sein, wo die Herren Spielführer künftig ihr gerne mal nationalfärbiges Stretch-Accessoire tragen werden, um die pfiffelnden Regelhüter vollends zu verwirren.
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