Pandemie fördert Sucht

„Gastronomen und Touristiker besonders betroffen“

Vorarlberg
06.05.2021 07:55

„Die Krise von heute offenbart noch gar nicht ihr ganzes Ausmaß. Die nächsten Jahre werden dieses erst zeigen und uns als Gesellschaft auf vielfältige Weise fordern“, sagte Primar Dr. Philipp Kloimstein, Chefarzt der Stiftung Maria Ebene bei der Präsentation der Zahlen 2020.

Im vergangenen Jahr mussten im Krankenhaus Maria Ebene und in der Therapiestation Lukasfeld die Kapazitäten zur Behandlung von suchterkrankten Menschen pandemiebedingt reduziert werden. Dennoch gingen die Patientenzahlen nur leicht zurück. „Viele wurden trotz telefonischem Kontakt rückfällig“, berichtete Dr. Maria-Christina Rehberger. Durch verordnete Betriebsschließungen und Arbeitslosigkeit sei für einige die gewohnte Tagesstruktur weggebrochen. Besonders betroffen von Rückfällen oder neuen Suchtentwicklungen seien Gastronomen, Touristiker oder Menschen aus der Eventbranche.

Depressionen und Ängste
Zukunftsängste und vermehrte psychische Belastungen führen darüber hinaus häufiger zu Depressionen und Suchtverhalten. Die Lockdown-Zeit belaste viele Menschen psychisch, hinzu kommen besorgniserregende Arbeitslosenzahlen: „Arbeitslosigkeit begünstigt eine Vielzahl psychischer Erkrankungen. Dazu zählen Süchte, aber auch Depressionen und Ängste, die bis hin zum Suizid führen können. Das belegen auch Studien zu früheren Krisen wie etwa zur Finanzkrise 2008. Im Moment befinden wir uns am Beginn einer vergleichbaren Lage, die es aber gilt abzufangen oder abzumildern“, so Primar Dr. Philipp Kloimstein, Chefarzt und ärztlicher Leiter der Stiftung Maria Ebene.

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Arbeitslosigkeit begünstigt eine Vielzahl psychischer Erkrankungen. Dazu zählen Süchte, aber auch Depressionen und Ängste, die bis hin zum Suizid führen können.

Philipp Kloimstein

Zunahme bei Kokain
Einen Anstieg der Hilfesuchenden um 13 Prozent verzeichneten die Clean-Beratungsstellen. Dass die drei Clean-Standorte und damit die ambulante Beratung immer mehr an Bedeutung gewinnen, zeigt insbesondere der Langzeitvergleich: 2020 wurden um 47,7 Prozent mehr Personen betreut also noch 2012. „Beim Konsumverhalten setzten sich die Trends der Jahre fort: Der multiple Substanzgebrauch bleibt vor Cannabis unangefochten an der Spitze. Minimale Zunahmen in den Leitdrogen gab es bei Kokain“, informierte Clean-Leiter Wolfgang Grabher.

Krisenintervention ausgebaut
Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie stellten auch die SUPRO - Gesundheitsförderung und Prävention vor neue Herausforderungen. Viele bewährte Angebote und Maßnahmen konnten nicht oder nur bedingt umgesetzt werden. SUPRO-Chef Andreas Prenn berichtete von digitalen Schulungen zu den Themen Computerspielverhalten, Umgang mit digitalen Medien und Suchtmittelkonsum, an denen neben Eltern nun auch Personalverantwortliche von Betrieben teilnehmen können. Für die SUPRO verlagerten sich coronabedingt die Schwerpunkte: „Die telefonischen Beratungsangebote und Kriseninterventionen wurde ausgebaut. Hier konnte eine 60 prozentige Steigerung beobachtet werden.“

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