Rettung vor 20 Jahren

Spaltensturz: Notruf, den er nie vergessen wird

Tirol
20.04.2021 11:22

Ferngesteuert aus Tirol war die Rettung von zwei Innsbruckern aus einer Gletscherspalte in der Schweiz vor 20 Jahren. „Mastermind“ Gabriel Wehinger erinnert sich für die „Krone“ an den spektakulären Einsatz zurück.

Exakt um 11.11 Uhr am Ostersonntag, dem 15. April 2001, langte in der Landesrettungsleitstelle in Innsbruck ein Notruf aus den Walliser Alpen ein. Den hat Gabriel Wehinger, damals Disponent der Leitstelle, mit Staunen entgegengenommen. „Ein Innsbrucker, der mit einem Kameraden am Weg zur Dufourspitze in eine Gletscherspalte gestürzt und unverletzt geblieben war, meldete sich“, erinnert sich der heute 51-jährige Leutascher zurück.

Notrufnummer nicht gewusst
An einen Scherzanruf dachte Wehinger nicht. Zweifel kamen auch deshalb keine auf, weil der Verunglückte rasch erklärte, weshalb der Notruf in Tirol aufgeschlagen habe. „Er kannte die italienische Notrufnummer nicht und wählte so die 144 samt Innsbrucker Vorwahl“, erzählt Wehinger.

Der Leutascher reagierte schnell: Er gab dem Innsbrucker die italienische Nummer und ließ sich den Unglücksort beschreiben. Ein riesiger Felsen, an dem die Innsbrucker vorbeigekommen waren, wurde zum wichtigsten Anhaltspunkt. Der zweite Verunglückte versuchte unterdessen, die italienischen Rettungskräfte zu kontaktieren – ohne Erfolg. Kein Wunder, der Unglücksort befand sich auf Schweizer Gebiet.

Retter kannten Spalte
„Ich blieb mit den Innsbruckern in Verbindung und kontaktierte parallel dazu die Air Zermatt“, schildert Wehinger. Ein Rettungsflug schien wegen des Nebels jedoch nicht möglich. Wehinger griff abermals zum Telefon und wählte die Nummer von Bruno Jelk, dem legendären Chef der Bergrettung in Zermatt. Der kannte nicht nur den riesigen Felsen, sondern auch die Spalte, in der sich die Tiroler mutmaßlich befanden. Die sei schon einigen Alpinisten zum Verhängnis geworden. „Wir machen uns auf den Weg“, kündigte Jelk an.

Wehinger riet den Verunglückten, die etwa in drei Metern Tiefe gefangen waren, einen Ski auf die Oberfläche zu werfen – als Erkennungszeichen. Und im Biwaksack auf die Rettung zu warten.

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Wir sind heraußen und unverletzt!

Die Geretteten am Telefon.

Der Heli schaffte es bis etwa zwei Gehstunden unterhalb der Spalte. Den weiteren Aufstieg mussten die Schweizer Bergretter zu Fuß zurücklegen. Gegen 15.45 Uhr meldeten sich die Innsbrucker dann noch einmal bei Wehinger: „Wir sind heraußen und unverletzt!“

Getroffen hat der Leutascher, heute beim Roten Kreuz in Telfs und Christophorus-Flugretter, die Geretteten später nicht. Vergessen wird er die spektakuläre Aktion aber nie.

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