Präsenzunterricht

Verwirrung um die Rückkehr der Abschlussklassen

Österreich
08.04.2021 13:58

Aufregung und Verwirrung herrscht am Donnerstag rund um die Schulen. Grund: der Plan des Bildungsministeriums, ab kommenden Montag Schüler der Abschlussklassen und jene, die vor einem Schulwechsel stehen, trotz eigentlich verlängertem Fernunterricht in den Präsenzunterricht zurückkehren zu lassen. Bei vielen Schulen laufen seit Mittwochnachmittag die Telefone mit Anfragen der Eltern heiß. Von der Wiener Lehrervertretung kommt nun Widerstand, sie fordert die Rücknahme dieser Maßnahmen. Im Bildungsministerium hält man an den angekündigten Plänen fest. 

Mit der Verlängerung des Lockdowns wurde - wie berichtet - in der Ostregion zwar die Umstellung auf Fernunterricht bis 16. April ausgedehnt. Das Bildungsministerium plant allerdings ab Montag die Rückkehr der Abschlussklassen in den Präsenzunterricht. Auch Schularbeiten und Förderunterricht sollen stattfinden. Schüler dieser Klassen, die dann dem Unterricht fernbleiben, brauchen auf jeden Fall eine Entschuldigung - so wie es ansonsten im normalen Präsenzunterricht auch verpflichtend ist.

Die Donnerstagmittag noch nicht vorliegende entsprechende Verordnung soll den Schulen eine flexible Handhabung ermöglichen, falls an bestimmten Standorten durch das parallele Angebot von Präsenz- und Fernunterricht sowie Betreuung in der Praxis tatsächlich Probleme entstehen, betonte eine Sprecherin des Bildungsministeriums gegenüber der APA. So soll es etwa möglich sein, dass ein Lehrer in der betreffenden Schulwoche keinen Videounterricht abhält, sondern stattdessen ein Arbeitspaket austeilt, falls am Standort die Infrastruktur für seinen Online-Unterricht fehlen sollte.

Die Verordnung muss noch aktualisiert werden, die Schulen wurden diesbezüglich aber bereits am Mittwoch vom Ministerium folgendermaßen informiert:

    • Schularbeiten, die bereits angesetzt sind und nicht verschoben werden sollen, finden statt
    • Schüler der 4. Klassen in Volksschulen sind ab Montag, 12. April 2021, täglich im Präsenzunterricht
    • Schüler in Sonderschulen, bei denen ein Übertritt in eine andere Schulart geplant ist, sind ab Montag, 12. April 2021, in der 4. Klasse täglich im Präsenzunterricht; in allen anderen Abschlussklassen im Schichtbetrieb
    • Schüler der 4. Klassen der Sekundarstufe I, der Polytechnischen Schulen, der Abschlussklassen der mittleren und höheren Schulen und der Berufsschulen erhalten ab Montag, 12. April 2021, Präsenzunterricht im Schichtbetrieb

Doch an vielen Schulen hält man sich am Donnerstag mit Auskünften gegenüber den Eltern der betroffenen Schüler noch bedeckt. Viele Schulleiter wollen die Maßnahme offenbar erst offiziell verkünden, wenn die entsprechende Verordnung und der Erlass dazu schriftlich vorliegen. Dann heißt es, alle damit verbundenen Fragen - vom Personal über Essensbestellungen bis zur Nachmittagsbetreuung - bis Montag oder gar noch bis zum Wochenende abzuklären und rechtzeitig zu planen. Die Zeit drängt.

Lehrer wehren sich gegen geplante Rückkehr der Abschlussklassen
Wenig Freude an der Maßnahme zeigten am Donnerstag die Lehrer der Bundeshauptstadt: Der ständige Wechsel zwischen Distance Learning und Präsenzunterricht im Schicht- oder Vollbetrieb sorge nicht nur für „größte Verwirrung“, heißt es in dem Schreiben des Zentralausschusses der Wiener Pflichtschullehrer, das u.a. an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) gerichtet ist.

In der Sekundarstufe I (im Pflichtschulbereich vor allem Mittelschulen) sei es wegen des Fachlehrersystems auch gar nicht möglich, dass gleichzeitig Schichtbetrieb für die 8. Schulstufe und Fernunterricht für die 5. bis 7. Schulstufe sowie zusätzlich noch Betreuung in der Schule angeboten wird. Ähnliche Probleme gebe es auch an den Volksschulen bei Lehrern, die in mehreren Klassen eingesetzt werden.

Überhaupt seien Lockerungen beim Schulbetrieb zur gleichen Zeit, zu der Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres einen Lockdown für ganz Österreich fordert, unverständlich. „Das konterkariert die aktuellen Maßnahmen gegen die Verbreitung der Covid-19-Mutationen in Ostösterreich.“ Die Ankündigung der Bildungsdirektion am Mittwoch, dass es trotz des strengen Lockdowns in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ab Montag in bestimmten Situationen Schulbetrieb vor Ort geben soll, habe deshalb „für viel Wirbel gesorgt“, wie der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) gegenüber der APA betont. Der Zentralausschuss fordert deshalb, dass die Ankündigungen für den Pflichtschulbereich vom Bildungsministerium nicht verordnet werden.

„Schulorganisatorisch nicht machbar“
Unterstützung bekommt er dabei vom obersten Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG), dem Vorsitzenden der ARGE Lehrer in der GÖD. Das Angebot, gleichzeitig mit dem Fernunterricht zum Teil auch Präsenzunterricht und Betreuung anzubieten „klingt zwar in der Öffentlichkeit charmant, ist aber schulorganisatorisch nicht machbar“, kritisiert er gegenüber der APA. An den Schulen sei die digitale Ausstattung so schlecht, dass sich die Lehrer daheim so eingerichtet hätten, dass sie von dort professionellen Fernunterricht anbieten können. Wenn sie nun aber gleichzeitig in den Schulen anwesend sein sollen, gebe es wieder Probleme beim Distance Learning. „Diese Regelung ist völlig praxisfern.“

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