„Krone“-Kommentar

In der Bredouille

Kolumnen
30.03.2021 06:02

Jedes Schriftl a Giftl, hieß es früher einmal. Heikles kommunizierte man niemals schriftlich, sondern ausschließlich mündlich. Heute ist das etwas komplexer. Jede WhatsApp-Nachricht, jedes SMS kann toxisch sein, wie der 320 Seiten dicke Auswertungsbericht der Korruptionsstaatsanwaltschaft zeigt.

„Ich liebe meinen Kanzler“, ist da zu lesen, „dich zu haben ist so ein Segen.“ Und der Kanzler schrieb: „Du kriegst eh alles, was du willst!“ Könnte alles auch ganz anders aufgefasst werden. Vor allem, wenn noch gewisse Emojis im Spiel sind.

Gabriela Spiegelfeld, die während der schwarz-blauen Koalition für die Staatsholding ÖBAG weibliche Vorstände suchen sollte, verfasste auch so ein „Schriftl“. „Mir gehen die Weiber so am Nerv. Scheiß Quote!“, beschwerte sich die Netzwerkerin über ihresgleichen. Das alles wirft ein bezeichnendes Licht auf die Politik, die Postenschacherei in diesem Land - und die Blauäugigkeit der handelnden Personen.

Zu glauben, es gebe heutzutage noch Nachrichten, die privat bleiben, ist schon erstaunlich. Daten werden eben nicht für immer gelöscht, wenn Geräte auf Werkseinstellung zurückgesetzt werden, sondern hinterlassen Spuren und können wiederhergestellt werden. Als „Giftl“ bringen sie ihre Urheber und Urheberinnen heute zu Recht in die Bredouille.

Der Satz vom „Schriftl“ wird übrigens dem ehemaligen Wirtschaftskammerpräsidenten Rudolf Sallinger zugeschrieben. Ihm wären diese „Giftl“ nicht passiert.

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