Zum Jubiläum entdeckt

Jüdische Kunst für die Kufsteiner Heldenorgel

Tirol
28.02.2021 17:00
Zum heurigen 90. Jubiläum der Kufsteiner Heldenorgel kann Heimatforscher Dietmar Heinz Wieser mit neuen historischen Details zu diesem Friedensdenkmal aufwarten. Das Original-Manuskript des „Weiheliedes der Kufsteiner Heldenorgel“ ist aufgetaucht. Die Komponistin war eine damals bekannte jüdische Künstlerin.

Extra eingeschobene Sonderzüge wie aus München und Innsbruck brachten an die 20.000 Besucher am Sonntag, dem 3. Mai 1931, nach Kufstein, um die damals schon größte Freiluftorgel der Welt – die Heldenorgel – einzuweihen. Die Geschichte dieses gigantischen Instruments begann sieben Jahre zuvor mit dem Kaiserjäger-Oberleutnant und Dichter des Kaiserjägerliedes, Max Depolo.

Ein klingendes Mahnmal für die Gefallenen
Dieser äußerte im Kreise seiner Freunde die Absicht, eine Orgel als klingendes Mahnmal für die Soldaten des Ersten Weltkrieges zu errichten. Depolos Idee fand eine breite und begeistere Zustimmung. Mitten in der Weltwirtschaftskrise kamen knapp 1600 Spender zusammen, darunter etliche Turnerbünde, Alpen- und Gesangsvereine und verschiedene Vereinigungen ehemaliger gedienter Soldaten. Somit waren im Jahre 1930 die finanziellen Mittel ausreichend, um mit dem Bau der Orgel zu beginnen.

Zu diesen allgemeinen bekannten zeithistorischen Gegebenheiten kommt nun ein weiterer, nicht unbedeutender, aber auch überraschenden Teil zur Geschichte der heuer 90 Jahre alt gewordenen Heldenorgel dazu. Diesen steuert der Lehrer und Heimatforscher vom Kufsteiner Heimatverein, Dietmar Heinz Wieser, bei.

In einem an ihn übergebenen Nachlass, bestehend aus Dokumenten und Texten, entdeckte Wieser Unterlagen, welche einen unmittelbaren Bezug zur Einweihungsfeierlichkeit der Heldenorgel im Jahr 1931 besitzen. Unter diesen Druckwerken befand sich zudem das Originalmanuskript der Komposition des „Weiheliedes der Kufsteiner Heldenorgel“ aus dem März 1931.

Bekannte jüdische Komponistin
Ab hier bekommt dieser Teil der Zeitgeschichte eine überraschende, spannende Richtung. In einem zeitbedingten stark nationalistisch geprägten Umfeld wurde mit der Komposition des Einweihungsliedes eine Frau beauftragt, die zudem jüdische Wurzeln hatte. Hilde Loewe wurde 1895 als Tochter eines jüdischen Kaufmanns in Wien geboren. 1913 absolvierte sie mit Auszeichnung ihr Musikstudium an der Akademie für Musik und darstellende Kunst. Viele damals bekannte Künstler wie Marlene Dietrich arbeiteten mit ihr zusammen und sie selbst bewegte sich mühelos zwischen E- und U-Musik.

Etliche ihrer Kompositionen gingen in das Repertoire damaliger Tanzkapellen ein, von denen „Das Alte Lied“ bis heute gespielt wird. Glücklicherweise emigrierter Loewe mit ihrem Mann, dem Maler Otto Flatter, 1934 nach Großbritannien, wo sie 1976 auch verstarb.

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