An Tiroler Ortschefs

Sechs Fragen zur finanziellen Lage der Gemeinden

Tirol
03.12.2020 14:00

Corona greift nicht nur die Gesundheit an, sondern auch den Geldbeutel der Gemeinden. Die „Tiroler Krone“ hat den Ortschefs von Innsbruck, Reutte, Kitzbühel, Oetz und Wörgl sechs Fragen zur finanziellen Lage gestellt. Der Grundtenor: Ohne weitere Hilfen von Land und Bund wird die Krise nicht zu stemmen sein. Die Bürger müssen sich aber (zumindest noch!) nicht fürchten.

Innsbruck, Bürgermeister Georg Willi

FRAGE 1: Wie viel Geld fehlt Ihrer Gemeinde, verursacht durch die Covid-Krise?
Gegenüber einem Szenario ohne Corona erwartet die Finanzdirektion für 2020 Einnahmenausfälle von 31,35 Millionen Euro.
FRAGE 2: Was ist das Mindeste, das Sie an Hilfeleistung seitens des Bundes benötigen?
Wir brauchen die von vielen geforderte zweite Gemeindemilliarde. Der Anteil für Innsbruck würde rund 16 Millionen Euro betragen.
FRAGE 3: Müssen Ihre Bürger nun eine Gebührenerhöhung fürchten?
Nein, hier muss sich niemand fürchten. Der Gemeinderat wird beschließen, die Gebühren nur im Ausmaß der Inflation anzupassen.
FRAGE 4: Wo muss als Erstes gespart werden, fließen keine Hilfsgelder an die Kommune?
Wir sind bei der Erstellung des Budgets der Vorgabe gefolgt, an mehreren Stellen zu sparen und manche Projekte zu verschieben.
FRAGE 5: Können aufgrund der Krise Projekte nicht wie geplant realisiert werden?
Ja, mehrere. Die müssen wir aber nicht streichen, nur verschieben. Wie beispielsweise die Gestaltung des Platzes vor der Hofburg.
FRAGE 6: Wird man das Minus bei der Verkehrsinfrastruktur spüren?
Auch da müssen wir Projekte verschieben, setzen aber stark auf Radinfrastruktur. Förderungen für solche Projekte sind recht hoch.

 Reutte, Bürgermeister Alois Oberer

FRAGE 1: Wie viel Geld fehlt Ihrer Gemeinde, verursacht durch die Covid-Krise?
Die Marktgemeinde Reutte wird das Jahr 2020 rund eine Million Euro kosten. Wir wissen nicht, wie wir das nächstes Jahr planen sollen.
FRAGE 2: Was ist das Mindeste, das Sie an Hilfeleistung seitens des Bundes benötigen?
257.000 Euro haben wir als Soforthilfe bekommen. Es müssen allerdings auch die restlichen Lücken vom Bund gestopft werden.
FRAGE 3: Müssen Ihre Bürger nun eine Gebührenerhöhung fürchten?
Nein, Gebührenerhöhungen sind nicht angedacht. Diesbezüglich müssen sich die Bürger von Reutte keine Sorgen machen.
FRAGE 4: Wo muss als Erstes gespart werden, fließen keine Hilfsgelder an die Kommune?
Wir sparen bei laufenden Kosten. Bei Investitionen gehen wir aber in die Offensive. Nur so kann die Wirtschaft in Schwung bleiben.
FRAGE 5: Können aufgrund der Krise Projekte nicht wie geplant realisiert werden?
Wir ziehen unsere geplanten großen Vorhaben ausnahmslos durch. Der Verschuldungsgrad von 18 Prozent wird aber damit ansteigen.
FRAGE 6: Wird man das Minus bei der Verkehrsinfrastruktur spüren?
Nein. Wenn bei der Verkehrsinfrastruktur Maßnahmen zu setzen sind, werden wir auch in schwierigen Zeiten eine Lösung finden.

 Kitzbühel, Bürgermeister Klaus Winkler

FRAGE 1: Wie viel Geld fehlt Ihrer Gemeinde, verursacht durch die Covid-Krise?
Die Corona-Krise sorgt in unserer Gemeinde für einen Fehlbetrag von rund zwei Millionen Euro. Wir hoffen, dass es nicht noch mehr wird.
FRAGE 2: Was ist das Mindeste, das Sie an Hilfeleistung seitens des Bundes benötigen?
Die Stadt Kitzbühel benötigt rund eine Millionen Euro an Unterstützung von Seiten des Bundes, um diese Krise gut meistern zu können.
FRAGE 3: Müssen Ihre Bürger nun eine Gebührenerhöhung fürchten?
Nein, das müssen sie nicht. Im Gegenteil, in der Stadt Kitzbühel wurden einige Gebühren als Hilfsmaßnahmen sogar ermäßigt.
FRAGE 4: Wo muss als Erstes gespart werden, fließen keine Hilfsgelder an die Kommune?
In Bereich der Verwaltung und beim Amtsgebäude müssen wir den Gürtel enger schnallen, wenn die Hilfsgelder nicht ankommen.
FRAGE 5: Können aufgrund der Krise Projekte nicht wie geplant realisiert werden?
Der Neubau des Bauamtes wird verschoben. Diverse Straßensanierungen konnten nicht umgesetzt oder mussten verschoben werden.
FRAGE 6: Wird man das Minus bei der Verkehrsinfrastruktur spüren?
Nein. Diesbezüglich müssen sich die Bürgerinnen und Bürger von Kitzbühel derzeit noch keinerlei Sorgen machen.

Oetz, Bürgermeister Hansjörg Falkner

FRAGE 1: Wie viel Geld fehlt Ihrer Gemeinde, verursacht durch die Covid-Krise?
Das hängt von der Wintersaison ab. Ich rechne mit Einnahmenverlusten von rund 25 Prozent. In Zahlen lässt es sich noch nicht sagen.
FRAGE 2: Was ist das Mindeste, das Sie an Hilfeleistung seitens des Bundes benötigen?
Mindestens die Hälfte von dem, was uns entgeht, muss vom Land oder dem Bund ersetzt werden. Mehr wäre natürlich noch besser.
FRAGE 3: Müssen Ihre Bürger nun eine Gebührenerhöhung fürchten?
Nein, hier ändern wir nichts. Es geht ja den Bürgern gleich wie uns. Sie befinden sich in Kurzarbeit oder haben sogar ihren Job verloren.
FRAGE 4: Wo muss als Erstes gespart werden, fließen keine Hilfsgelder an die Kommune?
Bei ein paar anstehenden Projekten könnte es tatsächlich eng werden. Das müssen wir uns aber erst nach dem Winter im Detail ansehen.
FRAGE 5: Können aufgrund der Krise Projekte nicht wie geplant realisiert werden?
Ein Erschließungsprojekt im Bereich Wasser/Kanal, wo eine Erneuerung vorgesehen wäre, haben wir um ein Jahr aufgeschoben.
FRAGE 6: Wird man das Minus bei der Verkehrsinfrastruktur spüren?
Das ist nicht geplant. Wir haben vor ein paar Jahren mit der Mobilitätsstrategie begonnen. Diese werden wir weiterhin fortführen.

Wörgl, Bürgermeisterin Hedi Wechner

FRAGE 1: Wie viel Geld fehlt Ihrer Gemeinde, verursacht durch die Covid-Krise?
Wörgl muss alleine für das Jahr 2020 mit Einbrüchen bei Ertragsanteilen und anderen Einnahmen von rund 2,7 Millionen Euro rechnen.
FRAGE 2: Was ist das Mindeste, das Sie an Hilfeleistung seitens des Bundes benötigen?
Wörgl benötigt derzeit keine Hilfeleistungen. Allerdings ist für 2021 nicht abzusehen, wie viel zusätzliche Hilfe benötigt werden wird.
FRAGE 3: Müssen Ihre Bürger nun eine Gebührenerhöhung fürchten?
Nein, müssen sie nicht. Es sind aktuell keine außergewöhnlichen Gebührenerhöhungen für die Wörglerinnen und Wörgler geplant.
FRAGE 4: Wo muss als Erstes gespart werden, fließen keine Hilfsgelder an die Kommune?
Wenn keine Hilfsgelder fließen, wird es eng. Dann müssen wir in nahezu allen Bereichen finanzielle Einsparungen vornehmen.
FRAGE 5: Können aufgrund der Krise Projekte nicht wie geplant realisiert werden?
Fünf von sechs Infrastrukturprojekte, die durch die Sonderförderung des Landes möglich gewesen wären, wurden leider abgelehnt.
FRAGE 6: Wird man das Minus bei der Verkehrsinfrastruktur spüren?
Das wird man leider spüren. Denn verschiedene Straßensanierungen, die wir machen wollten, können nicht durchgeführt werden.

Manuel Schwaiger, Kronen Zeitung

 Tiroler Krone
Tiroler Krone
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele