Will sich bedanken

DDR-Flucht: Deutsche Mutter sucht ihre Helfer

Wien
21.11.2020 06:00

Vor 31 Jahren ergriff Annegret U. mit ihrem Sohn die Flucht aus der DDR. Mit Erfolg - die beiden schafften es bis in die Bundesrepublik. Was die heute 59-Jährige vor allem einer Familie aus Österreich zu verdanken hat. Sich noch einmal gebührend bei ihren Helfern bedanken zu können, ist der Herzenswunsch der Deutschen.

Spätestens als ein Beamter ihrem Sohn ein Matchbox-Auto aus dem „bösen“ Westen aus den Händen riss, war Annegret klar: Ihr Kind soll nicht im Kommunismus aufwachsen. Als dann im Sommer 1989 der Eiserne Vorhang zwischen Österreich und Ungarn durchtrennt war, startete die Mutter ihre DDR-Flucht.

Die damals 28-Jährige kratzte ihr Erspartes zusammen und setzte sich im Oktober in Dresden mit ihrem vierjährigen Buben in den Zug nach Budapest. Über die Grenze kamen sie per Visum. Das hatte Annegret für einen angeblichen Verwandtenbesuch (sie gab die Adresse von Bekannten an) beantragt. Doch das Ziel war noch nicht erreicht. Wie damals Zigtausende andere DDR-Bürger wollte sie über Ungarn und Österreich in die BRD.

In Budapest wechselte Annegret ihr letztes Geld für eine Taxifahrt bis zur rot-weiß-roten Grenze. Doch auf der Autobahn kam es zum Riesenstau. Und diesen konnte der Chauffeur nicht „aussitzen“ – doch hilfsbereit machte er sich auf die Suche nach einer Lösung. Er wurde fündig – bei Familie Wolf aus Österreich. Vater, Mutter und Sohn waren am Rückweg vom Urlaub und zögerten keine Sekunde, das Mutter-Sohn-Duo im Wagen bis Wien mitzunehmen.

„Es ist damals alles so schnell gegangen“
An der Grenze berichtete dann aber ein Beamter, dass in Nickelsdorf eine Auffangstation eingerichtet worden war – von wo aus Busse in die BRD fuhren. Und so setzte Familie Wolf ihre Mitfahrer dort spät nachts ab. Am nächsten Tag landeten Annegret und ihr Bub in Deutschland, wo sie heute noch leben. „Es ging damals alles so schnell, dass sie es verabsäumte, eine Adresse zu erfragen“, so Thomas M., ein Freund und zugleich Chef von Annegret U. „Es ist ihr Herzenswunsch, Familie Wolf zu finden, um sich gebührend zu bedanken.“ Dass sich ihr Boss Hilfe suchend an die „Krone“ wendet, weiß Frau U. nicht. Es soll eine Überraschung werden.

„Wir wissen, dass Familie Wolf am 23. Oktober 1989 am Rückweg aus Ungarn war. Laut Frau U. sollen die Eltern rund 30 Jahre, ihr Sohn etwa fünf Jahre alt gewesen sein - und zumindest damals im Großraum Wien gelebt haben.“

Wenn Sie Annegret und ihren Sohn einst ins neue Leben chauffierten, dann melden Sie sich bitte per Mail an lokales@kronenzeitung.at.

Klaus Loibnegger, Kronen Zeitung

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