Die größte Transformation stand nach dem Antritt des neuen Kultur-GmbH-Direktors Alfred Weidinger für die Landesgalerie an. Sie wird künftig als Francisco Carolinum Foto- und Medienkunst zeigen und wurde in den letzten Monaten baulich adaptiert. Den Auftakt zur Neuausrichtung bildet eine Schau zu Roger Ballen.
Plötzlich ist das Obergeschoß des in Francisco Carolinum rückbenannten Baus in Linz voller natürlichem Licht - Wände und Einbauten wurden entfernt, Sichtachsen geöffnet, viele (Dach-)Fenster freigelegt: „Das war wohl die einzig positive Auswirkung von Covid, dass wir damit nun schneller fertig geworden sind“, so Museumsdirektor Alfred Weidinger. Der das Haus in Richtung Foto- und Medienkunst neu positionieren wird. Basis dafür war eine Umfrage unter 7000 Kulturinteressierten, die ergab, dass sich viele Oberösterreicher mehr Fotografie-Ausstellungen wünschen.
Dem kommt man nun mit gleich drei unterschiedlichen Präsentationen nach: Lou Yang (ab 21. 10.) soll junges Publikum anziehen, die Werke der Polin Aneta Grzeszykowska (ab 28. 10.) zeigen eine intellektuelle Position und den Anfang macht mit Roger Ballen (siehe Interview unten) ein Grandseigneur der Fotokunst. Dem Amerikaner, der in Südafrika lebt und mit seinen Fotos in die Abgründe der menschlichen Seele schaut, wird die Retrospektive „The Place Of The Mind“ gewidmet.
Stringent kuratiert von Gabriele Hofer-Hagenauer, bewegt man sich in der Schau durch alle Schaffensphasen des Fotografen. Von dokumentarischen Aufnahmen, die die mittellose weiße Bevölkerung in der Zeit der Apartheid zeigen, bis zu schaurigen Inszenierungen von psychologischen Albträumen und einem Musikvideo für die Band Die Antwoord, das auf YouTube satte 160 Millionen Klicks hat. Die düsteren Fotografien ziehen den Betrachter in ihren Bann, auch, wenn dieser eigentlich lieber wegschauen würde.
Der Fotograf Roger Ballen (70) wurde in New York geboren, lebt seit den 70ern in Südafrika, wo 2021 ein Roger Ballen Centre eröffnet werden wird.
Für Künstler ist die Corona-Krise eine fordernde Zeit. Welche Auswirkungen hat sie auf Sie?
Wir hatten in Südafrika neun Wochen Lockdown. In dieser Zeit habe ich erstmals seit Jahrzehnten wieder gemalt, es entstanden interessante Werke. Außerdem habe ich einen Film gedreht, „Roger the rat“, der jetzt weltweit zum ersten Mal in Linz zu sehen ist. Leider kann ich diese Ausstellung wegen Covid jetzt nicht selber sehen. Aber das Virus inspiriert mich nicht per se, den größten Einfluss auf mich haben immer noch meine eigenen Kunstwerke.
Was macht für Sie eine gute Fotografie aus?
Der Moment in der Zeit, der festgehalten wird, muss etwas Authentisches haben und etwas, das der Betrachter nicht erwartet. Ein gutes Foto fesselt dich in Sekundenschnelle.
Wie sollen Ihre Fotos auf andere wirken?
Sie sollen eine psychologische Bedeutung für die Menschen haben, einen Eindruck in ihrer eigenen Identität hinterlassen.
Jasmin Gaderer/Kronen Zeitung
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