„Ich schäme mich“

Nordkoreas Machthaber entschuldigt sich beim Volk

Ausland
10.10.2020 18:54

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat sich bei einem ungewöhnlichen Auftritt auf einer nächtlicher Militärparade (siehe Video oben) anlässlich des 75. Gründungstages der herrschenden Arbeiterpartei für die schwierigen Lebensverhältnisse in dem Land entschuldigt. Er schäme sich, dass er das enorme Vertrauen der Bevölkerung nicht angemessen habe zurückzahlen könne, sagte der zeitweise emotional berührt wirkende Kim.

Das Staatsfernsehen zeigte am Samstagabend (Ortszeit) Bilder von den Jubiläumsfeiern mit Tausenden im Stechschritt marschierenden Soldaten, mit Raketen beladenen Fahrzeugen, jubelnden Menschenmassen und einem Feuerwerk im Zentrum der Hauptstadt Pjöngjang. 

„Meine Bemühungen waren nicht ausreichend“
„Meine Bemühungen und Hingabe waren nicht ausreichend, um unser Volk aus seinen schwierigen Lebensverhältnissen herauszubringen“, sagte er auf einem im Staatsfernsehen gezeigten Video. Er machte die internationalen Sanktionen, Wirbelstürme und das Coronavirus für die Probleme verantwortlich.

Er wünsche allen Menschen der Welt, die gegen das Coronavirus kämpften, eine gute Gesundheit, sagte der teils emotional wirkende Machthaber vor dem Beginn der Heerschau in einer Rede unter nächtlichem Himmel. „Ich sende auch warmherzige Grüße an die Südkoreaner mit demselben Wunsch.“

Das Militär in Südkorea ging davon aus, dass die Feierlichkeiten in der Nacht zum Samstag stattfanden. Sie wurden aufgezeichnet. Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms harten internationalen Sanktionen unterworfen und diplomatisch weitgehend isoliert.

Keine Masken
Kim kündigte an, Nordkorea werde die Streitkräfte für die Selbstverteidigung und Abschreckung ausbauen. Nur so könnten „sämtliche gefährlichen Versuche und Aktionen einschließlich wachsender nuklearer Bedrohungen der feindseligen Kräfte“ kontrolliert werden. Kim ging dabei jedoch nicht auf die USA ein, denen Pjöngjang regelmäßig eine feindliche Politik vorwirft.

Der in einem grauen Anzug und mit Krawatte gekleidete Kim hielt seine Rede auf einem Podium auf dem Kim-Il-sung-Platz, der hell erleuchtet war. Als er die Bühne betrat, war es Mitternacht. Die Rede wurde wiederholt von Jubelrufen der Massen und Beifall unterbrochen. Einige Soldaten und Zivilisten weinten. Niemand trug eine Maske zum Schutz gegen das Coronavirus. Nordkorea hat bisher keinen einzigen Infektionsfall gemeldet.

Ballistische Raketen
Bei der anschließenden Militärparade präsentierte die selbst erklärte Atommacht ballistische Raketen verschiedener Reichweiten. Dabei sei auch eine neuartige Interkontinentalrakete vorgeführt worden, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. Experten vermuteten demnach, dass die Rakete weiter als die nordkoreanische Rakete vom Typ Hwasong-15 fliegen könne, die eine Reichweite von mehr als 12.800 Kilometern habe. Es scheine jedoch so, als ob die neue Rakete nicht mehrere Sprengköpfe befördern könne.

Kim Jong Un hatte Ende 2019 bei einem Parteitreffen gedroht, die Welt werde in naher Zukunft eine „neue strategische Waffe“ seines Landes erleben. Er erklärte damals außerdem, dass sich Pjöngjang grundsätzlich nicht mehr an sein Moratorium für Tests von Atombomben und Interkontinentalraketen gebunden sehe. Hintergrund sind die stockenden Nuklearverhandlungen der kommunistischen Führung mit den USA. Seit dem gescheiterten Gipfeltreffen der beiden Länder im Februar 2019 in Vietnam kommen die Gespräche nicht mehr voran.

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