Linienbus gekapert

Geiselnehmer nach Verhandlungen überwältigt

Ausland
21.07.2020 21:12

Jener Mann, der am Dienstagvormittag in der ukrainischen Stadt Luzk einen Linienbus entführt und 13 Fahrgäste als Geiseln genommen hatte, ist am Abend nach stundenlangen Verhandlungen festgenommen worden. Der Täter, der damit gedroht hatte, das Fahrzeug in die Luft zu jagen, wurde von Polizisten, die den Bus stürmten (Video oben), überwältigt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte persönlich mit dem Geiselnehmer, dem nun 15 Jahre Haft drohen, gesprochen. Dieser hatte gefordert, dass sich Vertreter von Kirche und Staat öffentlich als „Terroristen“ bezeichnen.

Kurz vor der Stürmung des Busses hatte der Geiselnehmer drei Personen - einen Jugendlichen und zwei Frauen - freigelassen. Sie stiegen aus dem Bus und wurden dann von einem Polizisten weggeleitet, wie auf einem von Innenminister Arsen Awakow via Twitter veröffentlichten Video (siehe unten) zu sehen war.

Zuvor hatte Präsident Selenskyj nach einem Telefonat mit dem Geiselnehmer auf Facebook ein nur wenige Sekunden dauerndes Video veröffentlicht. Darin fordert er die Menschen auf, die US-Dokumentation „Earthlings“ über Tierschutz aus dem Jahr 2005 anzuschauen. Das soll der 44 Jahre alte und vorbestrafte  Täter, der sich wohl für Tierrechte einsetzt, von Selenskyj gefordert haben. Das Video wurde nach der Freilassung der drei Geiseln wieder von der Seite gelöscht.

Der mit einem Sturmgewehr, einer Pistole und einer Handgranate bewaffnete Mann hatte um 9.25 Uhr den Bus in der 200.000-Einwohner-Stadt - rund 400 Kilometer westlich der Hauptstadt Kiew - unter seine Kontrolle gebracht. Er verständigte sogar selbst den Polizeinotruf und informierte die Beamten über die Geiselnahme.

Präsident Selenskyj bestätigte, dass Schüsse gefallen sind. „Der Bus wurde beschädigt“, erklärte der Staatschef. Die Exekutive teilte außerdem mit, dass der Angreifer eine Granate geworfen habe - die aber glücklicherweise nicht explodiert war.

Polizei ging von 20 Geiseln aus
Wie die Nachrichtenseite gordonua.com berichtete, stand der entführte Bus am
Teatralnaya-Platz. Bewohner wurden gewarnt, sich dem Fahrzeug zu nähern, das Zentrum war abgeriegelt. Der Angreifer behauptete, dass er einen weiteren Bus in der Stadt mit Sprengstoff bestückt habe, und drohte damit, diesen in die Luft zu jagen. Zunächst war offen, wie viele Menschen sich in der Gewalt des Geiselnehmers befinden. Die Polizei ging von rund 20 Geiseln aus, der Inlandsgeheimdienst SBU sprach hingegen von zehn Opfern.

Täter mit „komplexem Geisteszustand“
Laut dem stellvertretenden Innenminister Anton Geraschtschenko hat sich der Täter bei der Exekutive gemeldet und namentlich vorgestellt. Er habe aber keine Motive genannt. „Wir verhandeln und hoffen, die Lage auf dem Verhandlungsweg lösen zu können“, so Geraschtschenko. Der Geiselnehmer habe einen „komplexen Geisteszustand“. Bilder örtlicher Medien zeigten einen Bus mit zwei beschädigten Scheiben und zugezogenen Vorhängen. Um ihn herum standen schwer bewaffnete Polizisten.

Verdächtiger ruft in Video auf, „das System zu zerschlagen“
In russischen und ukrainischen Medien machte während der Verhandlungen ein Video des mutmaßlichen Geiselnehmers in sozialen Medien die Runde. Mit einer Schusswaffe und ernstem Blick in die Kamera nannte er den Staat „den ersten Terroristen“ und forderte dazu auf, „das System zu zerschlagen“. Der Geiselnehmer soll gefordert haben, dass unter anderem Vertreter von Kirche und Staat sich öffentlich als „Terroristen“ bezeichnen.

Als Namen gab er darin Maksim Plohoy an, was übersetzt „Maxim der Böse“ bedeutet. Die ukrainische Polizei berichtete, dass er in Wirklichkeit Maksim Krivosh heiße. Der Mann dürfte den Behörden bereits bekannt sein. Während mehrerer Haftstrafen soll der in Russland geborenen 44-Jährige ein Buch mit dem Titel „Philosophie eines Verbrechers“ geschrieben haben.

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