Mit dem Tod bedroht

5G-Angst: Mobilfunktechniker fürchten um ihr Leben

Digital
24.04.2020 12:11

Inmitten der Coronavirus-Krise sieht sich Großbritannien mit einer Welle der Gewalt gegen Mobilfunk-Firmen und ihre Techniker konfrontiert. Dutzende Handymasten wurden von 5G-Verschwörungstheoretikern in Brand gesteckt, mehr als 100 Techniker - die meisten arbeiten gar nicht am 5G-Ausbau - mit Gewalt und Tod bedroht. Laut Gewerkschaft fürchten viele um ihr Leben.

In sozialen Medien kursierten schon vor der Covid-19-Krise viele Verschwörungstheorien über den neuen Mobilfunkstandard 5G. Mittlerweile verbreiten sich dort aber auch obskure Theorien über eine Verbindung zwischen 5G und der globalen Verbreitung des Coronavirus. Für Wissenschaftler ist das kompletter Unsinn, der möglicherweise davon befeuert wird, dass das Virus noch immer wenig erforscht ist. Für Mobilfunktechniker ist es potenziell lebensbedrohliche Desinformation.

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Wir hatten Fälle, in denen unsere Leute mit dem Abstechen bedroht wurden, mit physischer Gewalt und in einigen Fällen tatsächlich mit dem Tod.

Andy Kerr, Telekom-Gewerkschaft CWU

Große Belastung für Ingenieure
Gewerkschafter Andy Kerr, der 40.000 britische Telekom-Ingenieure vertritt: „Wir hatten Fälle, in denen unsere Leute mit dem Abstechen bedroht wurden, mit physischer Gewalt und in einigen Fällen tatsächlich mit dem Tod.“ Für die Techniker - die meisten arbeiten gar nicht am 5G-Ausbau, sondern warten schlicht die Netze - sei das eine gewaltige Belastung. Einerseits leiste man im Zeitalter von Home-Office und E-Learning einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft, andererseits müsse man um sein Leben fürchten.

Gegenüber der BBC berichten Betroffene aus ihrem Alltag. „Nach uns wurden Dinge geworfen. Es gab Drohungen, Leute würden mit Freunden wiederkommen und uns abstechen. Wir hatten Leute, die gedroht haben, uns zu erschießen, wenn wir nicht gehen“, sagt ein 28-jähriger Techniker aus North Yorkshire. Ein anderer Techniker aus Birmingham: „Wir haben jeden Tag, wenn wir in unseren Lieferwagen steigen, die Sorge, dass etwas passieren könnte.“

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Meine Familie macht sich Sorgen. Meine Frau ist daheim, sie fragt mich tagein, tagaus, wann ich das Haus verlasse, damit sie mit mir in Kontakt bleiben und sichergehen kann, dass alles OK ist.

Sam (26), Techniker aus Plymouth

Frauen fürchten um ihre Ehemänner
Besonders hart sei die Situation auch für die Familien der Techniker. Der 26-jährige Sam aus Plymouth berichtet gegenüber der BBC von Sabotage an seinem Dienstwagen, weshalb er nun das Mobilfunker-Logo auf dem Fahrzeug entfernt und sich Arbeitskleidung ohne Logo besorgt hat. „Meine Familie macht sich Sorgen. Meine Frau ist daheim, sie fragt mich tagein, tagaus, wann ich das Haus verlasse, damit sie mit mir in Kontakt bleiben und sichergehen kann, dass alles OK ist.“

Angst vor dem neuen Mobilfunkstandard 5G, der unter idealen Bedingungen unterwegs Datenraten ermöglicht, die man sonst nur in schnellen verkabelten Netzwerken hätte, kursiert nicht nur in Großbritannien. Auch in den Niederlanden zündeten 5G-Gegner zuletzt, radikalisiert von den jüngsten Verschwörungstheorien, Handymasten an.

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