Nur wenige Infizierte

Slowakei riegelt Roma-Siedlungen ab

Ausland
09.04.2020 20:02

In der Slowakei haben die Behörden am Donnerstag fünf Armensiedlungen der Roma-Minderheit mit insgesamt mehr als 6000 Bewohnern abgeriegelt, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Der Schritt sorgte in liberalen Medien für Kritik. Sozialdemokratische Oppositionspolitiker kritisierten hingegen, dass die Quarantäne nicht schon früher verhängt wurde.

Die Zeitung „Dennik N“ wies in ihrer Online-Ausgabe darauf hin, dass in allen fünf Siedlungen zusammen bis Donnerstag nur 32 Personen positiv auf das Virus getestet worden seien. Dennoch habe man Tausende Menschen unter Zwangsquarantäne gestellt. Mehrere Medien schilderten es als befremdlich, dass schon seit mehreren Tagen auch die Armee eingesetzt wurde, um Corona-Tests in Roma-Siedlungen durchzuführen.

Rassismus im Internet nimmt zu
Das Internetportal Aktuality.sk berichtete, seit der Corona-Krise hätten in sozialen Netzen die rassistischen Äußerungen gegenüber der Roma-Minderheit zugenommen. Dazu habe auch die an Ungeziefer erinnernde Wortwahl des konservativen Regierungschefs Igor Matovic beigetragen. Dieser hatte wiederholt davor gewarnt, dass sich Covid-19 unter den unhygienischen Lebensbedingungen der Roma-Siedlungen unkontrolliert ausbreiten könne. Wenn die Bewohner dieser Siedlungen dann „herauskriechen“ würden, sei auch die restliche Bevölkerung bedroht, hatte Matovic erklärt.

Die Slowakei verzeichnete bis Donnerstag nur 701 bestätigte Infektionsfälle, davon fast ein Viertel in Bratislava. In der im Vergleich zum Rest des Landes reichen Hauptstadt gibt es keine Roma-Wohnviertel. Dass nach offiziellen Angaben in der 5,4 Millionen Einwohner zählenden Slowakei erst zwei Menschen an Covid-19 starben, schreibt die Regierung ihren radikalen Schutzmaßnahmen zu. Allerdings wurden bisher nur 20.670 Tests durchgeführt.

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