Neugier, Erschöpfung

Michael Schottenberg: „Ich bin ein Reisender“

Adabei
07.01.2020 10:51

Multitalent Michael „Schotti“ Schottenberg über Neugier, Erschöpfung und Türschwellen.

„Krone“:  Sie haben mich ins Globenmuseum eingeladen.
Michael Schottenberg: Ich bin süchtig nach derartigen Bällen. Ich liebe es, herumzufahren, zwischen den Welten zu reisen.

Woher kommt das?
Das hat mit Neugier zu tun, aber auch mit einer Theatralik, von der ich ja komme. Reisen war und ist eines der großen Abenteuer: wegfahren, ankommen, begrüßen, verabschieden. Das sind Rituale, zwischen denen die Welt beheimatet ist.

Was war Ihre erste Reise?
Meine erste große Reise war auf die Seychellen. Da war alles faszinierend anders. Vom Essen bis zu einer Gesellschaft, der ich mich irgendwie verwandt fühlte. Ab da begann meine Sucht nach Südostasien.

Im Juni erscheint Ihr viertes Reisetagebuch über Indien. Wann hatten Sie die Idee zu diesen Büchern?
Nach meiner Zeit als Volkstheaterdirektor war ich erschöpft und beschloss, nach Vietnam zu fahren. Ganz allein. Am Abfluggate hat es mich bereits gepackt. Ich musste mich irgendwie mitteilen und habe begonnen, meine Gedanken aufzuschreiben. Als ich dann zurückgekommen bin voll der Eindrücke und des Glücks, habe ich das meiner Freundin geschenkt. Weil sie mein Gekritzel nicht lesen konnte, habe ich ihr meine Reise wie einen Brief an sie vorgelesen. Eineinhalb Jahre später hat der Amalthea Verlag, der immer eine Biografie von mir wollte, stattdessen mein Reisetagebuch „Von der Bühne in die Welt“ veröffentlicht. Jetzt bin ich Reiseschriftsteller, halte Vorträge und Lesungen.

Wer hätte das gedacht!
Ja, das war nicht geplant. Es war ein Zufall, aber ich war damals bereit dafür, etwas Neues zu erfahren. Bereit, einen neuen Schritt zu machen. Ich hab‘ es zugelassen und nicht herbeigeführt.

Wie sieht’s aus mit CO2-Schämen für Fernreisen?
Na ja, mit dem Radl kommt man halt schwer nach Hanoi. Aber ich finde es total in Ordnung, dass man darüber eine Diskussion führt. Man soll für seinen CO2-Ausstoß zahlen, und ich bin auch bereit, einen deutlich höheren Preis für ein Flugticket zu zahlen, wenn das tatsächlich der Umwelt zugutekommt.

Haben Sie schon einmal überlegt auszuwandern?
Nein. Ich will hin - und will wieder weg. Ich bin einer, der sich zwischen den Türschwellen wohlfühlt.

Und weil das Zurückkommen auch etwas Schönes ist?
Ja, selbstverständlich. Ich bin ein Reisender, war immer in Bewegung. Eine Theaterinszenierung, von der ersten Probe bis zur Premiere, ist ja auch eine Art von Reise. Neu ist nur, dass ich jetzt darüber berichte.

Auch das bin ich von Stefan Weinberger, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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