Täglicher Stau-Irrsinn

Graz droht der totale Verkehrsinfarkt

Steiermark
08.10.2019 06:00

Pendler können ein Lied davon singen: Graz hat die Kapazitätsgrenze für den Autoverkehr erreicht. Tagtäglich sind die Hauptverkehrsadern und sämtliche Zubringer heillos verstopft, Unfälle, Baustellen und Tunnelsperren bringen den Verkehr immer öfter komplett zum Erliegen. Er herrscht akuter Handlungsbedarf!

Nach einem Unfall gab es am Montag auf der Autobahn südlich von Graz einen Mega-Stau. Aber nicht nur gestern brauchte man starke Nerven und ein gutes Zeitmanagement. „Ich fahre seit fast 30 Jahren von Deutsch Goritz in die Landeshauptstadt zur Arbeit. Früher musste ich dafür eine Stunde einkalkulieren, mittlerweile sind es schon zwei“, erzählt ein verärgerter Pendler.

Alle 5 Stadtkorridore an ihren Grenzen
Die vielen subjektiven Erfahrungen untermauert Hans-Peter Auer vom ÖAMTC: „Die Stadteinfahrten sind an ihrer Kapazitätsgrenze. Da reicht dann nur ein Faktor, wie ein Unfall oder eine Plabutschtunnel-Sperre, und der Verkehr kommt völlig zum Erliegen.“

Graz erstickt unter einer Verkehrslawine - im Berufsverkehr in der Früh und am frühen Abend steht regelmäßig die ganze Stadt im Stau: Täglich rollen 90.000 Pkw in die Murmetrople - und es werden immer mehr. Die steigenden Zahlen sind auch auf ehemalige Stadtbewohner zurückzuführen, die wegen der schlechten Luft von Graz aufs Land gezogen sind. Was das Problem noch zusätzlich verschärft, ist der starke Zuzug.

Auch Öffis regelmäßig völlig überfüllt
„Wäre der Weg nicht so weit, würde ich vom Hauptbahnhof in die Arbeit lieber zu Fuß gehen - so überfüllt sind die Straßenbahnen in der Früh“, stöhnt ein Steirer, der mit dem Zug nach Graz pendelt. Das Öffi-Netz in Graz ist ausbaufähig. Und so wollen auch viele nicht aufs Auto verzichten: „134.000 waren Ende 2017 in Graz, 90.000 in GU gemeldet“, weiß Auer.

Kritik an kurzsichtiger Wohnbau-Verdichtung
Man könne entweder „den Stadtpark abholzen und ganze Häuserzeilen wegreißen“ (Zitat Verkehrsplaner Kurt Fallast) - oder endlich „mutige Entscheidungen“ treffen, wie Martin Fellendorf, ebenfalls Verkehrsexperte der TU Graz, sagt: „Mit den entsprechenden Begleitmaßnahmen wäre eine Citymaut mit Sicherheit überlegenswert.“

Die Stadt wird verdichtet, Öffi-Konzepte fehlen aber: „Die Situation haben wir etwa in den großen Siedlungsgebieten im Südwesten, aber auch in Andritz beispielsweise“, erklärt Fellendorf - „der Bezirk wächst und wächst, das Öffi-Angebot ist aber seit Jahren gleich geblieben“.

Jährlich ziehen 5000 Menschen zu
Dazu KPÖ-Verkehrsstadträtin Elke Kahr: „5000 Menschen, die jährlich neu in Graz leben und mobil sind, bringen zusätzliche Herausforderungen für eine nur sehr bedingt erweiterbare Infrastruktur mit sich. Schon aus diesem Grund ist es erforderlich, am eigeschlagenen Weg festzuhalten und den Ausbau von Alternativen sowie effizienteren Formen der Autonutzung zu fördern.“

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