Magazin behauptet:

USA verhinderten Atomschlag der UdSSR gegen China

Ausland
14.05.2010 10:08
Eine Intervention des damaligen US-Präsidenten Richard Nixon (Bild) hat 1969 nach chinesischen Angaben möglicherweise einen sowjetischen Atomschlag gegen China verhindert. Das Geschichtsmagazin "Wenshi Cankao" berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, die Sowjetunion habe im Herbst 1969 nach Grenzgefechten mit China einen nuklearen Angriff vorbereitet und die USA aufgefordert, sich neutral zu verhalten - doch Nixon habe nicht mitgespielt.

So habe der US-Präsident seinerseits der UdSSR mit nuklearer Vergeltung gedroht, weil er das Land als eigentliche Bedrohung angesehen und eine Annäherung an China gesucht habe. Außerdem habe er eine Gefahr für die 250.000 amerikanischen Soldaten in der asiatisch-pazifischen Region gesehen.

Bei einem Treffen mit dem sowjetischen Botschafter in Washington, Anatoli Dobrynin, am 15. Oktober 1969 habe der damalige US-Sicherheitsberater Henry Kissinger für den Fall eines Atomschlags gegen China damit gedroht, US-Atomwaffen auf 130 sowjetische Städte abzufeuern. Die Sowjets hätten daraufhin am 20. Oktober ihre Angriffspläne zurückgezogen und Verhandlungen mit Peking aufgenommen, schrieb das Magazin, das vom kommunistischen Parteiorgan "Renmin Ribao" (Volkszeitung) herausgegeben wird. Es nennt keine Quelle, zitiert aber wörtlich Konversationen in der sowjetischen Führung.

"Detaillierten Plan für Atomkrieg gegen uns vorgelegt"
Der damalige sowjetische Ministerpräsident Alexej Kossygin habe Staats- und Parteichef Leonid Breschnew am 15. Oktober berichtet, dass die USA "klargemacht haben, dass Chinas Interessen eng mit ihren verbunden seien, und einen detaillierten Plan für einen Atomkrieg gegen uns vorgelegt haben". Kurz darauf habe Botschafter Dobrynin direkt den Staatschef unterrichtet, dass Kissinger bei ihrem Treffen ganz deutlich gemacht habe, dass die USA "nicht untätig zusehen und einen Atomschlag gegen China als Auftakt eines dritten Weltkrieges betrachten würden".

Peking bereitete sich offenbar bereits auf Angriff vor
Um sich auf dem Höhepunkt der Spannungen mit der Sowjetunion gegen einen Angriff zu wappnen, hatte China schon seine Streitkräfte im Lande verteilt. Auch die Mitglieder der kommunistischen Führung um Mao Zedong hielten sich in verschiedenen Städten auf. Dass die Welt damals an der Schwelle zu einem möglichen Atomkrieg stand und die USA gegen einen sowjetischen Angriff auf China waren, ist historisch belegt, nicht aber die in dem Magazin geschilderte Drohung der USA mit einem eigenen nuklearen Vergeltungsschlag gegen die UdSSR.

Veröffentlichte amerikanische Regierungspapiere werfen somit auch Fragen über die Darstellung der chinesischen Publikation auf. Auch hatte Kossygin schon am 11. September 1969 auf dem Pekinger Flughafen den chinesischen Ministerpräsidenten Zhou Enlai getroffen und Gespräche über die Beilegung des Grenzkonflikts vereinbart. Allerdings ist auch dokumentiert, dass Botschafter Dobrynin und Kissinger mehrmals allein zusammengekommen sind, ohne dass Sekretäre ihre manchmal sehr freien Diskussionen aufgezeichnet haben. Dobrynin starb heuer am 6. April im Alter von 90 Jahren in Moskau.

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