Katias Kolumne

Man wird sich mit der AfD auseinandersetzen müssen

Ausland
04.09.2019 11:55

Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber die Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg zeigen einmal mehr, dass Deutschland im Umbruch ist. Während nämlich für die klassischen Volksparteien jeder Prozentpunkt, den sie zumindest halten konnten, ein Grund für fast schon bemitleidenswerte Jubelsänge ist, darf sich der politische Ur-Gegner in Form der AfD über stete und satte Zuwächse freuen. Auch wenn CDU/CSU und die SPD ihre ersten Plätze halten konnten: Aufatmen können sie nicht. Das Wahlergebnis sollte beiden Parteien schwer zu denken geben.

Am Erfolg der AfD ist auch Angela Merkel schuld
Denn viel zu lange wurden die Augen davor verschlossen, dass sich längst nicht mehr alle von der Politik abgeholt und verstanden fühlen. Viel zu lange wurden AfD-Sympathisanten leichtfertig als rassistische Idioten abgetan oder als wütende Protestwähler belächelt, ohne sich mit den Gründen für den steigenden Zuspruch zu beschäftigen. Es ist die Unzufriedenheit mit dem politischen System, mit der elitären Abgehobenheit von „denen da oben“, wahrscheinlich auch zu einem Gutteil mit sich selbst, aber auch mit der sakrosankten Migrationspolitik von Kanzlerin Angela Merkel, die die Menschen in Scharen zur AfD treiben.

Moralische Schnappatmung beantwortet keine Fragen
Der Chef der jungen Sozialisten hat nicht ganz Unrecht, wenn er den Rechtsruck im Osten mit einem Autounfall vergleicht, an dem „alle vorbeifahren und traurig sind, was da passiert“. Das Problem: Von den Voyeuren hält keiner an und wählt den Notruf. Sie fahren unbehelligt weiter.

Dabei sollte klar sein: Will man als traditionelle Volkspartei der AfD in Hinkunft die Stirn bieten, werden politisches Gaffen, trübselige Wehmut oder Sprechchöre à la „AfD verhindern“ alleine nicht reichen. Man wird nicht drum herumkommen, sich ohne moralische Schnappatmung mit den Sorgen und Ängsten jener zu beschäftigen, die sich abgehängt fühlen. Und seien sie auch noch so unangenehm.

Rechte Politik ist längst kein wütender Protest mehr
Man wird sich auch damit abfinden müssen, dass rechte Politik längst keine wütende Protestbewegung mehr ist. Sie ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das kann man nun gut finden oder nicht, aber wer sich nicht mit ihr auseinandersetzt, der begeht einen schweren Fehler und darf sich nicht wundern, wenn irgendwann die AfD auch noch auf dem ersten Platz landet. So viel fehlt dafür nicht mehr.

Katia Wagner

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