Der „Krone“-Check

Fluch oder Segen: Die E-Roller auf allen Wegen

Tirol
25.08.2019 10:00
Unzählige Anbieter und keine klaren Regeln: In vielen europäischen Städten brachten die kleinen Roller großes Chaos. Innsbruck lernte aus deren Fehlern und setzte von Anfang an auf einen 10-Punkte-Plan. Mit Erfolg wie es scheint. Aber auch hier fehlt das Wissen über den richtigen Umgang mit den E-Scootern.

Plötzlich waren sie da: die E-Scooter. Wie aus dem Nichts tauchten die eigentlich nicht ganz neuen Fortbewegungsmittel in allen großen Städten auf. Zahlreiche Anbieter buhlten um Kunden, für die die Nutzung so bequem wie möglich gestaltet werden sollte: App runterladen, Roller ausleihen, fahren, ankommen und den Scooter am Ziel einfach stehen lassen. Die Konsequenz: An allen Ecken und Enden, an Gehsteigen, Fußgängerübergängen – an allen möglichen und unmöglichen Stellen lagen – standen und blockierten die E-Scooter plötzlich alle Wege.

Hinzu kam fehlendes Wissen im Umgang mit den Rollern im Verkehr, ein hohes Unfallpotenzial und eine mehr als zwiespältige Öko-Bilanz. „Wir hätten die Roller in Innsbruck gar nicht gebraucht“, heißt es deshalb aus dem Büro von Verkehrsstadträtin Uschi Schwarzl. Aber man könne sie ja nicht verbieten. Also setzte Innsbruck einen 10-Punkte-Plan mit fairen Spielregeln auf und präsentierte diesen den potenziellen E-Scooter-Anbietern. „Die Regeln sind die Vorstufe zu einer ortspolizeilichen Verordnung, die wir erst bei handfesten Missständen machen könnten“, erklärt Schwarzl.

(Bild: Honorar)

Acht Interessenten seien in Innsbruck gewesen, zwei haben sich dazu entschieden, hier auf den Markt zu gehen – das Ergebnis der Regeln, die wohl viele Anbieter abschreckte, so die Infos aus Schwarzls Büro. Je 100 Roller von zwei Anbietern stehen zur Verfügung, anders als in Wien, wo ein Überangebot für Unmut sorgte.

Aber auch hier ist des einen Freud, des anderen Leid: Zwischen ein bis zwei Beschwerden trudeln täglich bei der Stadt ein, hauptsächlich wegen verstellter Parkplätze und Gehwege. „Die Anbieter sind aber sehr kooperativ und halten sich an die Regeln“, heißt es.

Eine weitere gute Nachricht: „Die Unfälle halten sich in Grenzen“, erklärt Reinhard Moser vom Stadtpolizeikommando. Aber man orte Unwissen: „Die Scooter sind dem Fahrrad gleichgestellt, dürfen deshalb etwa nicht auf Gehsteigen benützt werden. Das bedarf aber noch Aufklärung. Wir planen eine Schwerpunktaktion“, sagt Moser.

Wie dringend notwendig die Aufklärungsarbeit ist, zeigen nicht nur die aktuellen Zahlen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, die bundesweit Beobachtungen von 1500 E-Scooter-Nutzern durchgeführt haben, sondern auch die Ergebnisse von Unfallforschungen. Die seien nämlich niederschmetternd, wie Unfallforscher Ernst Pfleger betont. Der Wissenschaftler untersuchte mehrere Anbieter, wobei die Qualität der Bremsen stark schwankte. „Der Mittelwert ergab einen Bremsweg von 9,8 Metern“, schildert der Experte. Hinzu komme die Reaktionszeit: „Ist man unaufmerksam, kann der Anhalteweg 19,6 Meter lang sein. Das sind fünfeinhalb Autolängen“, erklärt Pfleger. Er fordert bessere Bremsen oder eine Reduktion der Geschwindigkeit von 25 auf 15 km/h.

Porträt von Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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