Regelrechter Boom

US-Börsenwächter wandten sich in der Krise Pornos zu

Ausland
23.04.2010 09:49
Die US-amerikanischen Börsenwächter der "Securities and Exchange Commission" (kurz: SEC) haben in der Finanzkrise einen schweren Image-Schaden erlitten. Sie ließen sich von Spekulanten täuschen und kamen dem Großbetrüger Bernard Madoff erst auf die Schliche, als es schon viel zu spät war. Den Vorwurf, die SEC hätte bis zum Höhepunkt der Krise geschlafen, untermauert jetzt ausgerechnet ein interner Bericht. Demzufolge beschäftigten sich Spitzenbeamte damals lieber mit Pornografie, statt die außer Rand und Band geratetenen Märkte zu kontrollieren.

Ans Tageslicht gebracht hat die Causa der republikanische US-Senator Charles Grassley. Ihm war laut einem Bericht der Associated Press angeblich zu Ohren gekommen, dass mit dem Fortschreiten der Finanzkrise ein regelrechter Pornoboom bei den Spitzen-Beamten eingesetzt habe. Kraft seines Amtes als Senator forderte er beim Inspector General der SEC eine Auflistung über derartige Vorfälle in den letzten fünf Jahren an.

Die "Watchdog-Abteilung" der Behörde berichtet nun in einem Memo an Grassley über 33 formale Disziplinarverfahren gegen Mitarbeiter, die während der Arbeitszeit Pornografie im Internet betrachteten. Die SEC beschäftigt insgesamt 2.900 Mitarbeiter. 31 Verfahren seien erst während der Finanzkrise durchgeführt worden, heißt es. 17 der 33 Mitarbeiter waren hochrangige Beamte, die bis zu 230.000 Dollar im Jahr verdienen, mehr als US-Finanzminister Timothy Geithner.

Pornos heruntergeladen, bis die Festplatte voll war
In sich haben es aber die Einzelbeispiele, die der SEC-Generalinspektor David Kotz in dem Memo erwähnt: Ein hochrangiger Jurist ("Senior Attorney") der SEC in Washington widmete sich während der Finanzkrise fast täglich und bis zu acht Stunden nonstop dem Herunterladen und Betrachten von Pornos. Als ihm der Speicherplatz auf der Festplatte seines Arbeits-PCs ausging, brannte er die anzüglichen Videos auf CDs und DVDs, die er in seinem Büro aufbewahrte. Er hat inzwischen seinem Rücktritt zugestimmt.

Ein Mitarbeiter der Buchhaltung wurde von der Anti-Porno-Software auf seinem SEC-Rechner monatlich im Schnitt 16.000 Mal am Öffnen von einschlägigen Fotos gehindert. Trotzdem habe er es geschafft, auf seinem Rechner eine massive Sammlung von Erotikbildern anzulegen. Er benützte dazu Bildersuchmaschinen, die von der Blockier-Software nicht erfasst wurden.

Generell bestätigte Kotz' Memo die Vorwürfe des Senators. Die Zahl der Verwarnungen und Verfahren wegen "Porno am Arbeitsplatz" stieg parallel mit dem Fortschreiten der Finanzkrise von zwei Fällen im Jahr 2007 auf 16 Fälle im Jahr 2008, wo in den USA der Höhepunkt der Finanzkrise erreicht worden war.

Republikaner sauer wegen Verfahren gegen Goldman-Sachs
Freilich sind die Enthüllungen als politische Waffe für die Republikaner gedacht, die die SEC derzeit attackieren, weil sie gegen die Großbank Goldman Sachs ein Verfahren wegen Verdacht des Betruges eingeleitet hat. Die Bank, die u. a. durch Trickgeschäfte der griechischen Regierung die Verschleierung seines Schuldenbergs vor den anderen EU-Staaten ermöglichte, soll Kunden durch ein unsicheres Anlageprodukt um rund eine Milliarde Dollar gebracht haben. Der Vorwurf der Republikaner lautet, die SEC habe sich bei dem Verfahren von Politikern der Demokraten beeinflussen lassen, die eine Kampagne gegen die Großbank fahren wollen.

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