Bregenzer Festspiele

Van der Bellen: „Riskieren letztlich unser Leben“

Vorarlberg
17.07.2019 14:03

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Mittwoch mit der Mahnung zu einem sorgsamen Umgang mit politischer Macht und einem Appell hinsichtlich des Klimawandels die 74. Bregenzer Festspiele eröffnet. Die Festgäste spendeten ihm großen Applaus, auch für sein Verhalten nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos, das den Regierungsumbau eingeläutet hat. Den künstlerischen Auftakt des Festivals bildet am Abend die Premiere von „Rigoletto“.

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler nahm schon vor der Rede des Bundespräsidenten Bezug auf die Folgen des Ibiza-Videos, indem er Van der Bellen dankte: „Sie haben uns in den letzten Wochen gezeigt, wie wichtig das Amt des Bundespräsidenten ist, Sie haben uns auch gezeigt, wie richtig unsere Verfassung ist.“ Dafür gab es großen Applaus.

Van der Bellen selbst machte nicht die Kunst zum Inhalt seiner Rede. Vielmehr nahm er das Ibiza-Video und seine im Bezug auf das Video getroffene Feststellung „So sind wir nicht“ als Ausgangspunkt für seine Worte. Wer durch demokratische Wahl in eine Machtposition gekommen sei, den sollte man daran erinnern, dass „damit eine Verpflichtung einhergeht, mit dieser auf Zeit geliehenen Macht sorgsam umzugehen“, mahnte Van der Bellen. Die gegebenen Herausforderungen - als drängendste führte Van der Bellen den Klimawandel („Eigentlich ist das ein Euphemismus“) an - ließen sich nur gemeinsam und mit großen Anstrengungen lösen, betonte das Staatsoberhaupt.

„Riskieren unsere Zukunft und letztlich unser Leben“
„Wir alle werden uns aus unserer Komfortzone herausbewegen müssen“, damit aus dem Klimanotstand nicht eine Klimakatastrophe werde, so Van der Bellen. Die Jugend gehe dabei mit positivem Beispiel voran und sage uns etwas Richtiges: „Ihr riskiert unsere Zukunft und letztlich unser Leben!“ Er sei aber sehr zuversichtlich, dass dieses Bewusstsein bei den meisten von uns wachse. Am Ende seiner Rede äußerte Van der Bellen seine Hoffnung, dass die heute Jüngsten im Publikum im Alter zurückblicken und sagen können: „Ja, es waren Probleme, Herausforderungen, Opportunitäten, ja, wir haben es geschafft.“

Kunst als Verbindung über alle Sprach- und Landesgrenzen hinweg
Auch Kulturminister Alexander Schallenberg unterstrich den Wert der Gemeinsamkeit. Er schilderte Festspiele als einen Ort der Selbstvergewisserung, „dass es auf unserem europäischen Kontinent etwas über alle Sprach- und Landesgrenzen hinweg Gemeinsames, etwas Verbindendes gibt, das ist die Kunst“. Und wenn uns Don Quijote an eine Sache erinnere, dann daran, dass nicht alle unsere Kämpfe gleichermaßen sinnvoll seien. Die sprichwörtlichen Mühlen des Don Quijote seien heute wohl die allzu oft hasserfüllten Debatten im öffentlichen Raum und in den Social Media.

Konkret würdigte der Minister die Bregenzer Festspiele als „etwas ganz Besonderes“, als eine „Bühne, die längst zur künstlerischen Visitenkarte, ja zum Aushängeschild Österreichs in der ganzen Welt geworden ist“. Für ihn persönlich seien Festspiele wie eine Oase, in der man auftanken und sich inspirieren lassen könne. Und es seien auch Treffpunkte, an denen Menschen aus allen Ecken und Enden der Welt für einige Tage zusammenkommen, einander kennenlernen und sich austauschen.

Nur noch Restkarten erhältlich
Wie in den vergangenen Jahren waren die Verkaufszahlen der Bregenzer Festspiele schon vor Festival-Beginn erfreulich. Für die insgesamt 27 Vorstellungen von Giuseppe Verdis „Rigoletto“ auf der Seebühne, für die 192.000 Tickets aufgelegt wurden, sind nur noch Restkarten erhältlich. Dasselbe gilt für Jules Massenets „Don Quichotte“, die Oper im Festspielhaus feiert am Donnerstag Premiere. Insgesamt stehen 80 Veranstaltungen auf dem Programm, für die 215.000 Tickets ausgegeben werden.

Eröffnung kurzweilig und mit Humor
Die live im TV übertragene Eröffnung überzeugte durch Kurzweiligkeit und profitierte vom Humor des Bundespräsidenten und den Darbietungen der Festspiel-Künstler. Van der Bellen ging in seiner launigen Art immer wieder in direkten Kontakt mit dem Publikum. Besonders gut kam wie im Vorjahr Moderator Nikolaus Habjan an, der mit seiner „Rigoletto“-Handpuppe und subversiven Ansagen für beste Unterhaltung sorgte. Ebenso prägend wie die Reden waren für die Eröffnungszeremonie aber die Auszüge von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Festspielprogramm. So gab es unter anderem mehrere Darbietungen aus „Rigoletto“ - darunter eine von Habjan kunstvoll gepfiffene Interpretation von „La donna e mobile“ -, aber auch eine aus „Don Quichotte“.

Ebenfalls zu sehen und zu hören waren Ausschnitte aus den anderen Produktionen wie Bernhard Langs Umsetzung von Arthur Schnitzlers „Reigen“, der szenischen Darbietung von Jakob Noltes „Don Quijote“ (nach Miguel de Cervantes) und Peter I. Tschaikowskis „Eugen Onegin“.

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