Offener Brief

Kinderwunsch: Krebskranke werden zur Kasse gebeten

Tirol
08.07.2019 09:00
Kinderwunsch trotz Krebserkrankung – das ist dank der Medizin heutzutage möglich. Doch die Patienten müssen sich die Behandlung – das Entnehmen von Eizellen oder Eierstockgewebe bzw. das Einfrieren von Spermien – selbst bezahlen! Reproduktionsmediziner, zum Beispiel auch von der Uniklinik Innsbruck, fordern nun eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen.

Wenn eine Frau oder ein Mann in jungen Jahren an Krebs erkranken, ist das ein unfassbar tragischer Schicksalsschlag. Dass diese Patienten ihren Kinderwunsch trotz Krankheit weiterverfolgen, ist nachvollziehbar. Doch dabei werden ihnen zumindest in Österreich Steine in den Weg gelegt.

Bereits im kranken Stadion müssen den Frauen von Medizinern Eizellen oder Eierstockgewebe entnommen und eingefroren werden, um den Kinderwunsch künftig erfüllen zu können. „Bei Männern ist die Situation wesentlich einfacher, da man die Spermien lediglich einfrieren und lagern muss“, erklärt Bettina Toth, Direktorin der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Uniklinik Innsbruck.

Behandlungen kosten bis zu 5000 Euro
Doch das Problem sei, dass diese Behandlungen von den Patienten selbst bezahlt werden müssen und nicht die Krankenkassen übernehmen. „Bei Frauen sprechen wir hier von bis zu 5000 Euro, je nachdem, welche Methode vonnöten ist“, verdeutlicht Toth. Hinzu kommen pro Jahr 300 bis 500 Euro für die Lagerung. „Ich habe schon mehrfach erlebt, dass es an den Kosten gescheitert ist und habe das immer sehr bedrückend und furchtbar empfunden“, findet Toth klare Worte.

Rund 500.000 Euro pro Jahr für Krankenkassen
Weil diese Situation in Österreich „nicht Millionen von Frauen betrifft“, sondern in etwa 60 Patienten jährlich, schätzt die Ärztin, dass es die Krankenkassen „rund 300.000 bis 500.000 Euro“ im Jahr kosten würde. In Deutschland sei es bereits gelungen, ein dementsprechendes Gesetz zu verabschieden. Österreich sowie die Schweiz versuchen sich jetzt an diesem „Kraftakt“, sagt die Medizinerin.

Brief ans Ministerium wird nun verschickt
In einem Brief an das Gesundheitsministerium, der kommende Woche versandt wird, fordert sie mit Christian Egarter von der MedUni Wien, dass die Krankenkassen bei Krebspatienten die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung übernehmen. Verschiedene Reproduktionsmediziner der Unikliniken Linz, Salzburg und Graz schlossen sich laut Toth dieser Forderung an.

Übrigens: Es ist bereits der zweite Brief an das Ministerium. Die erste Version, die im Mai während der Regierungskrise versandt wurde, blieb bisher unbeantwortet.

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