"Zu schlechte Noten"

23-Jähriger tötet Ex-Lehrer an deutscher Schule

Ausland
18.02.2010 16:02
Wieder eine tödliche Bluttat an einer Schule in Deutschland: Ein 23-Jähriger ist am Donnerstag mit einem Kampfmesser und einer Schreckschusspistole bewaffnet in die Technische Berufsschule Ludwigshafen eingedrungen, wo er seinen 58-jährigen Ex-Lehrer mit mindestens einem tiefen Stich tötete. Von herbeigeeilten Streifenpolizisten wurde der junge Mann wenig später gestellt und überwältigt. Laut Polizei tötete der 23-Jährige aus Hass wegen schlechter Noten.

"In der Vernehmung hat der junge Mann angegeben, eine große Wut auf den Lehrer gehabt zu haben, weil dieser ihm sehr schlechte Noten gab", erklärte ein Polizei-Sprecher. Gegen den Ex-Schüler wird nun wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen ermittelt.

Die Exekutive hatte zunächst von einer "amokähnlichen Situation" in der Schule gesprochen. Der 23-Jährige lieferte sich im Treppenhaus eines Nebengebäudes der Schule, in dem angehende Maler und Lackierer ausgebildet werden, eine Auseinandersetzung mit dem 58 Jahre alten Lehrer. "Dort wurde der Mann schwerstverletzt von meinen Kollegen entdeckt, starb aber wenige Minuten später", sagte Polizei-Einsatzleiter Franz Leidecker.

Messer und Schreckschusspistole
Nach seinen Worten war der Täter mit einem Messer und einer Schreckschusspistole bewaffnet gegen 10 Uhr auf das Schulgelände gekommen und zunächst in das Nebengebäude eingedrungen, wo er den Lehrer niederstach. Anschließend stürmte er in das Hauptgebäude, wo er eine Brandfackel anzündete und seine Schreckschusspistole einsetzte. Von herbeigeeilten Streifenpolizisten, die zunächst von einem Brand ausgegangen waren, wurde der 23-Jährige widerstandslos festgenommen. Nach der Vernehmung am Donnerstag soll der Mann am Freitag dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.

Die Tat ereignete sich in einem Schulkomplex, der von 3.200 Schülern besucht wird. Allein auf die betroffene Technische Schule gehen 1.500 Schüler. Der Komplex liegt südwestlich der Innenstadt in unmittelbarer Nähe zur Fachhochschule und weiteren Bildungseinrichtungen. Es sei gelungen, die Schule rasch zu räumen, betonte die Polizei.

Ein Berufsschüler berichtete: "Wir saßen im Unterricht, als plötzlich jemand bemerkt hat, dass auf dem Gang ein Bengalofeuer brannte. Fünf Minuten später gab es Feueralarm, und wir mussten alle das Gebäude verlassen." Vom eigentlichen Geschehen habe er aber nichts mitbekommen. Das sogenannte Bengalische Feuer, das häufig in Fußballstadien zu sehen ist, ist ein pyrotechnisch erzeugtes Licht - das Entzünden ist nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Schüler und Eltern psychologisch betreut
Nach der Festnahme riegelte ein Großaufgebot von Einsatzkräften den Tatort ab, da zunächst unklar war, ob es sich um einen Einzeltäter handelte. Schüler und Eltern würden psychologisch betreut, um 11 Uhr wurden die Schüler nach Hause geschickt.

Die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan äußerte sich erschüttert. "Ich bin sehr betroffen, dass wenige Tage vor dem Jahrestag von Winnenden wieder eine Bluttat an einer Schule geschehen ist", erklärte die CDU-Politikerin. "Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen des Opfers, dem Lehrerkollegium und den Schülerinnen und Schülern, die in Angst und Schrecken versetzt worden sind."

Immer wieder Bluttaten an deutschen Schulen
Immer wieder ist es in der Vergangenheit zu blutigen Zwischenfällen an deutschen Schulen gekommen. Im März vergangenen Jahres erschoss der 17-jährige Tim K. im schwäbischen Winnenden 15 Menschen und tötete sich anschließend selbst. 2006 eröffnete ein 18-Jähriger in Emsdetten (Nordrhein-Westfalen) das Feuer in seiner ehemaligen Schule. Mehrere Menschen wurden verletzt, bevor der Täter Selbstmord beging.

Das verheerendste Massaker dieser Art ereignete sich 2002, als im thüringischen Erfurt der 18-jährige Robert St. an seiner alten Schule 16 Menschen tötete, bevor er sich selbst richtete.

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