Kultur

Land Kärnten erwirbt Teil des Vorlasses von Lipuš

Kärnten
13.07.2018 09:10

Die Sprachlosigkeit der Ohnmacht ist Florjan Lipuš zum Wort geronnen. Zur Sprache eines leisen Zornigen, der auf Slowenisch gegen die Brutalität der Mächtigen anschreibt. Nach dem Großen Österreichischen Staatspreis misst nun der Ankauf des Teilvorlasses dem Weltliteraten aus Kärnten die überfällige Wertschätzung bei.

Sein literarisches Schaffen fußt in der eigenen, tragischen Familiengeschichte eines Kärntner Slowenen, dessen Mutter 1943 im KZ Ravensbrück ermordet wird, während der Vater als Soldat bei der deutschen Wehrmacht dient. Diskriminierung, Hass, Ausgrenzung, Randständigkeit, Identitätsverlust: Für Lipuš zeitlebens inhaltstragende Themen, die der 81-Jährige virtuos aus dem „kleinen“, erlittenen Erfahrungsrahmen auf die Ebene kollektiver Verdrängungsmechanismen führt und damit dem historischen Abrieb seine eindringliche Wortmacht entgegenstellt.

Widerstand gegen Nationalsozialismus
Dass Lipuš seine Literatenstimme „im Widerstand gegen Nationalsozialismus, Vertreibung und Ermordung der Kärntner Slowenen während des Zweiten Weltkriegs“ und „für die Rettung der schwindenden Welt slowenischer Wörter und Wendungen als Grundlage einer neuen selbstbewussten Identität“ nicht zwischen Buchdeckeln lässt, wenn es politische Dissonanzen verlangen, machte er heuer im Ortstafel-Kontext deutlich. Im April legte er die vor 20 Jahren erhaltene Sittersdorfer Ehrenbürgerschaft mit der Begründung zurück, er wolle nicht Ehrenbürger einer Gemeinde sein, die von der slowenischen Sprache und den Menschen, die sie sprechen, keine Hochachtung habe.

Großer Staatspreis für Florjan Lipuš
Mit dem 30.000 Euro starken Großen Staatspreis als höchster Kulturauszeichnung verbeugt sich Österreich nicht nur vor einem Weltliteraten aus Kärnten. Der Preis ist Wiedergutmachung (Stichwort: Vor zwei Jahren war Lipuš dafür vorgeschlagen, bekam ihn aber nicht, weil er nicht auf Deutsch schreibt) und starkes Zeichen für Demokratie und Miteinander.

Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung: Das ist auch der Ankauf des neuen Bestands, er umfasst 20 Jahre (1997 - 2017) und mehrere 1000 Seiten, die an das Robert-Musil-Institut als Ergänzung des Lipuš-Teilvorlasses gehen.

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