Zeugenbeeinflussung?

Audi-Chef Stadler in Haft - und bereits beurlaubt

Motor
19.06.2018 13:32

Im Dieselskandal bei Volkswagen ist Audi-Chef Rupert Stadler am Montag in Untersuchungshaft genommen worden - als bisher höchstrangigster Führungskopf im Konzern. Der Grund: der Verdacht der möglichen Zeugenbeeinflussung und Verdunkelungsgefahr. Mittlerweile wurde der Vorstandsvorsitzende beurlaubt und Vertriebsvorstand Abraham Schot als Interimschef bestellt.

(Bild: kmm)

„Es gab Hinweise, dass die Gefahr einer Verdunkelungshandlung besteht. Und das hat zu dem Haftbefehl geführt“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Stadler sitzt in Augsburg ein. Eigentlich wäre bei Haftsachen der Münchner Justiz das Gefängnis in München-Stadelheim die erste Adresse. Aber dort sitzt seit September bereits ein anderer Beschuldigter im Audi-Dieselskandal ein, ein ehemaliger Porsche-Vorstand. Und Beschuldigte im selben Verfahren sollen keinen Kontakt haben.

Die Staatsanwaltschaft München hatte vergangene Woche überraschend Stadlers Privatwohnung durchsucht und dies mit Betrugsverdacht in der Dieselaffäre begründet. Auch die Wohnung eines anderen amtierenden Audi-Managers war durchsucht worden. Stadler, der Audi seit 2007 lenkt, steht seit Bekanntwerden des Abgasskandals vor mehr als zweieinhalb Jahren massiv unter Druck.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde der Audi-Chef frühmorgens zu Hause festgenommen. Er hatte ursprünglich nach Wolfsburg reisen wollen, um am Nachmittag an einer regulären Aufsichtsratssitzung von Volkswagen teilzunehmen. Just in dieser Sitzung ging es dann um Stadlers Freistellung. Die Entscheidung fiel erst einen Tag später: Stadler wird wird vorübergehend von seinen Vorstandsaufgaben im Volkswagenkonzern entbunden (laut offizieller Angabe auf seine Bitte hin), auch als Ausi-Vorstandsvorsitzender wird er beurlaubt. Der Niederländer Abraham (genannt Bram) Schot, seit September 2017 Audi-Vorstand für Vertrieb und Marketing, übernimmt vorläufig den Chefposten bei Audi, an den Sitzungen des Konzernvorstands wird er als Gast teilnehmen.  

Stadler soll nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA von den falschen Abgaswerten auch in Europa gewusst haben, aber anders als in den USA keinen Vertriebsstopp angeordnet haben. Die Ermittler stützten sich auf die Auswertung von Korrespondenz, verlautete aus Ermittlerkreisen. Wegen der laufenden Ermittlungen könne sich Volkswagen inhaltlich nicht zu dem Fall äußern, heißt es.

Die Zahl der Beschuldigten in dem Ermittlungsverfahren hat sich damit auf 20 erhöht. Die Staatsanwaltschaften in München und Braunschweig ermitteln seit vielen Monaten in der Dieselaffäre gegen zahlreiche Personen bei Volkswagen und Audi. Stadler hat jede Beteiligung an den Manipulationen bestritten und konnte sich trotz interner Kritik bisher als Audi-Chef halten. Gegen ihn waren immer wieder Rücktrittsforderungen laut geworden.

Neben Stadler sitzt als Beschuldigter auch ein ehemaliger Chef der Audi-Motorenentwicklung und Porsche-Entwicklungsvorstand in Untersuchungshaft. Er war im September 2017 verhaftet worden. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen. 

Audi soll in den USA und Europa von 2009 an rund 220.000 Dieselautos mit Schummelsoftware verkauft haben. Seit Ende 2015 hatten sechs Audi-Vorstände ihren Hut nehmen müssen. 

Vorzugsaktien größter Verlierer im DAX
Nach der Festnahme Stadlers gaben die Vorzugsaktien von Volkswagen am Montag deutlich nach. Mit einem Abschlag von 1,93 Prozent auf 157,93 Euro waren sie am Vormittag der größte Verlierer im DAX. VW-Papiere gaben damit wesentlich stärker nach als die Papiere von BMW (-0,9 Prozent) und Daimler (-1 Prozent).

Milliardenstrafe gegen VW
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte wegen der millionenfachen Abgasmanipulation vergangene Woche ein Bußgeld von einer Milliarde Euro gegen den Wolfsburger Autobauer verhängt und zugleich deutlich gemacht, dass heuer weitere Entscheidungen zu erwarten seien. So könnten die Ermittlungen gegen VW-Manager wegen Marktmanipulation noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Der Behörde sei es bei der Höhe des Bußgeldes auch darauf angekommen, ein Signal zu setzen. „Das ist eben nicht Portokasse für VW, das tut schon richtig weh.“

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(Bild: kmm)



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