Wegen Tatschwere

Burschen gefoltert: Angeklagte müssen vor Geschworene

Wien
03.11.2009 11:52
Mit dem Fall eines 19-jährigen Burschen, der am 6. Mai 2008 in seiner Wohnung mit brennenden Zigaretten und Glasscherben gefoltert und sexuell gedemütigt wurde, müssen sich nun Geschworene auseinandersetzen. Der Schöffensenat, der sich seit August mit den Geschehnissen in einem Gemeindebau in Favoriten befasst hatte, erklärte sich am Dienstag im Straflandesgericht für unzuständig.

"Ein anderer Weg ist nach unserer Überzeugung nicht offen gestanden", begründete Richter Norbert Gerstberger die Entscheidung. Eine psychiatrische Sachverständige hatte zuvor nicht ausgeschlossen, dass der Jugendliche aufgrund der erlittenen Misshandlungen dauernd berufsunfähig bleiben könnte. Die Folgen der inkriminierten Gewaltanwendung wären diesfalls als Körperverletzung mit schweren Dauerfolgen zu qualifizieren, was zwingend die Zuständigkeit eines Geschworenengerichts begründet.

Prozess wohl erst im kommenden Jahr
Die Schwurgerichtsverhandlung dürfte freilich erst fürs kommende Jahr anberaumt werden. Die drei Angeklagten – ein 34-jähriger Beschäftigungsloser, seine 19 Jahre alte Freundin und ein 45 Jahre alter Bekannter der beiden –, die seit eineinhalb Jahren in U-Haft sitzen, bleiben bis dahin im Gefängnis. Von den Verteidigern vorgebrachte Enthaftungsanträge wurden abgewiesen. Ihren Mandanten drohen nun bis zu 20 Jahre Haft.

Opfer soll 34-Jährigem Tabletten gestohlen haben
Das Trio hatte den Jugendlichen in seiner Wohnung aufgesucht, um diesen "zur Rede zu stellen". Sein Vergehen: Der drogenabhängige Bursche hatte dem ebenfalls süchtigen 34-Jährigen zwei Tabletten gestohlen. Der 19-Jährige hat sich von dem Martyrium bis heute nicht erholt. Er leidet an einer posttraumatischen Störung und traut sich nicht allein außer Haus. Er war auf unfassbare Weise gequält und danach gefesselt in seiner Wohnung zurückgelassen worden. Erst am nächsten Morgen kehrte der 34-Jährige zurück, befreite ihn und drohte ihm sinngemäß mit Mord, falls er zur Polizei gehen sollte.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt