Erregung in Schule

Sex-Fragen anstößig oder nur Sprache der Jugend?

Tirol
27.02.2018 23:30

Bedenkliche und zum Teil obszöne Fragen im Aufklärungsunterricht an der Neuen Mittelschule 1 in Jenbach sorgten für Erregung. Dabei sind sich Eltern, Lehrer, Sozialarbeiter und Psychologen einig: Aufklärung ist wichtig! Die Frage ist nur: Wer soll mit Kindern – und mit welchen Worten – über Sex sprechen.

„Ist Aufklärung eine Aufgabe der Schule? Oder sollte sie im Verantwortungsbereich der Eltern liegen?“ Die Fragen wie „Muss man nackt ficken?“, „Können Kinder schwul sein?“ oder „Warum stöhnen alle beim Sex?“, die vergangene Woche in Jenbach von Schulsozialarbeitern an Zehn- bis Zwölfjährige verteilt wurden, lösten nicht nur unter „Krone“-Lesern eine heftige Debatte aus. „Sonst müssen wir Eltern für alles unterschreiben“, meint Mutter Sandra Wallner, die den Stein ins Rollen brachte. Sie ist auch erbost, dass sie über die Vorgangsweise, die auch der Landesschulrat „inakzeptabel“ findet, nicht informiert wurde.

„Kindern auch obszöne Begriffe erklären“
Doch wie sehen Experten den Fragenkatalog? „Sexualität ist nichts Schlimmes und darüber offen und frei zu sprechen, finde ich gut“, meint Psychologin Kathrin Hulak aus Schwaz. „Schlimmer ist, wenn man nicht darüber spricht oder sich Kinder Pornos anschauen und meinen, alles, was dort gezeigt wird, sei normal.“

Wichtig wäre laut Hulak, dass etwa Sexualtherapeuten die Aufklärungsarbeit an Schulen machen. „Sie wissen auch, welche Wörter sie zu verwenden haben.“ Die verwendete Wortwahl in den Fragen findet die Psychologin, wie auch zahlreiche „Krone“-Leser, unpassend. „Andererseits muss man den Kindern auch erklären, was diese Begriffe bedeuten“, sagt Hulak. Ein Innsbrucker Psychologe, der namentlich nicht genannt werden möchte, geht sogar einen Schritt weiter: „Ehrlich gesagt verwendet die heutige Jugend in dieser Altersklasse genau diesen Wortlaut, um derartige Frage zu stellen.“

Klärendes Gespräch in Schule
In Jenbach werden sich Mittwoch Vormittag der Direktor, die Schulsozialarbeiter sowie Vertreter des Landesschulrates mit Frau Wallner an einen Tisch setzen und ein klärendes Gespräch über den Aufklärungsunterricht in der ersten Klasse der Neuen Mittelschule führen. Dass der Landesschulrat mit dieser Art der Aufklärung nicht einverstanden ist, ließ die Amtsführende Präsidentin, Bildungslandesrätin Beate Palfrader, bereits in einer Stellungnahme anklingen. „Es ist nicht Aufgabe der Schulsozialarbeit, Aufklärungsunterricht zu halten – und zudem sind die verwendeten Materialien nicht für den Unterricht an einer österreichischen Schule vorgesehen.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele