Absturz bei Moskau

Das jüngste Opfer war erst fünf Jahre alt!

Ausland
12.02.2018 10:06

Nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs mit 71 Menschen an Bord sind die Arbeiten zur Bergung der Toten in der Nacht auf Montag fortgesetzt worden. Die Einsatzkräfte mussten sich durch Schnee und Eis kämpfen, um zu dem Feld zu gelangen, auf dem die Antonow zerschellt war. Die Bergungsarbeiten würden noch rund eine Woche dauern, gab Zivilschutzminister Wladimir Putschkow bekannt. Keiner der Insassen überlebte den Absturz, das jüngste Opfer, Nadeschda Krasova, war erst fünf Jahre alt. Mittlerweile wurde auch die Blackbox gefunden. Das Video einer Überwachungskamera (siehe oben) soll den Moment des Aufpralls zeigen. Russische Medien spekulieren, es sei vor dem Absturz zu einer Kollision mit einem Hubschrauber gekommen.

Die Maschine war am Sonntag wenige Minuten nach dem Start in Moskau vom Flughafen Domodedowo vom Radar verschwunden und auf einem Feld nahe Argunovo im Bezirk Ramenskoje südöstlich der Hauptstadt zerschellt. Der Aufprall muss heftig gewesen sein, das Staatsfernsehen zeigte Bilder von kleinen und großen Trümmerteilen, die über weite Strecken im tiefen Schnee auf einer Ebene verteilt lagen. Die Umgebung sei unbewohnt, hieß es. "Das Flugzeug muss aus großer Höhe abgestürzt sein", kommentierte ein Nachrichtensprecher die wackeligen Bilder, die der Sender zugespielt bekommen hatte.

Rund 900 Einsatzkräfte waren am Montag am Absturzort, der nur zu Fuß oder per Schneemobil erreichbar war. Teilweise mussten sie sich durch hüfthohen Schnee kämpfen. Die Trümmerteile waren im Umkreis von 30 Hektar verteilt. Video-Drohnen wurden eingesetzt, um die Suche bei Eis und Schnee mit Aufnahmen der Absturzstelle zu unterstützen. Bisher fanden die Einsatzkräfte rund 400 Leichenteile.

Kollidierte die Maschine mit einem Hubschrauber?
Zur möglichen Unglücksursache wollten sich Experten vorerst nicht äußern. Von der Fluggesellschaft Saratow Airlines hieß es lediglich, die Maschine sei vor dem Start überprüft worden, es habe keine Unregelmäßigkeiten gegeben. Das Flugzeug habe erst im Jänner einen sogenannten C-Check durchlaufen, bei dem Triebwerke und Struktur der Maschine in einem langwierigen, etwa zweiwöchigen Verfahren besonders genau überprüft werden. Der Pilot galt mit über 5000 Flugstunden als sehr erfahren.

Russische Medien spekulierten, die Maschine wäre vor dem Absturz mit einem Hubschrauber kollidiert. Unbestätigten Meldungen zufolge wurden auf dem Feld auch Trümmer eines Helikopters gefunden. Von offizieller Seite hieß es mittlerweile, ein Terroranschlag werde ausgeschlossen. Es wurden weder Sprengstoff, noch sonstige Hinweise auf eine Explosion gefunden. Der mittlerweile gefundene Flugdatenschreiber soll nun ausgewertet werden. "Russia Today" berichtete unter Berufung auf die Flugaufsicht, der Pilot habe kurz bevor der Kontakt abriss ein technisches Problem gemeldet.

Drei Kinder unter den Opfern
Das Flugzeug war unterwegs in die Stadt Orsk nahe der Grenze zu Kasachstan, rund 1500 Kilometer von Moskau entfernt. Die meisten Fluggäste seien Bewohner des Gebietes Orenburg, zu dem Orsk mit rund 230.000 Einwohnern gehört, hieß es. An Bord waren Berichten zufolge auch drei Kinder und zwei Ausländer, nämlich ein Schweizer und ein Mann aus Aserbaidschan. "Blick" berichtete unter Berufung auf den Chef eines börsenkotierten Schweizer Unternehmens, dass der Mitarbeiter in Russland auf Dienstreise war.

Präsident Wladimir Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Er wies die Regierung an, eine Untersuchungskommission einzusetzen. Die Ermittlungsbehörde und die Staatsanwaltschaft gingen möglichen Verstößen gegen die Flugsicherheitsvorschriften nach. Die USA sprachen Russland ihre Anteilnahme aus. "Wir sind zutiefst traurig über den tragischen Tod der Menschen an Bord", hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Weißen Hauses.

Fluggesellschaft wird nun überprüft
Die relativ kleine Fluggesellschaft Saratow Airlines wurde nach Angaben der Nachrichtengentur Tass 1994 gegründet. Sie bietet nationale und internationale Flüge an. Auch die Airline werde überprüft, hieß es.
Das Flugzeug sei acht Jahre alt gewesen, Saratow Airlines habe es 2017 von der Billigairline Rossija übernommen. Die An-148 kann bis zu 85 Menschen befördern und hat eine Reichweite von rund 4000 Kilometern. Sie ist eine zweistrahlige Maschine für Regionalflüge und wird vom ukrainischen Hersteller Antonow gebaut.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die Flugsicherheit in Russland: Flugzeugabstürze mit zahlreichen Todesopfern passieren dort nicht selten. Verantwortlich ist neben Pilotenfehlern und schlechtem Wetter oftmals auch der Einsatz von alten, schlecht gewarteten Maschinen.

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