Nach Gasunfall

Behörden müssen Pflegegeld ersetzen

Kärnten
31.10.2008 10:02
Sieben Jahre nach dem Deponiegasunfall in Klagenfurt (siehe Bild) sind nun Stadt, Land und Republik verurteilt worden, die Kosten für jenen Arbeiter zu übernehmen, der den Unfall schwerst behindert überlebte und vor zwei Monaten verstarb. Sein Arbeitskollege war bereits drei Monate nach dem Unfall verstorben. Im September sprach das Landesgericht Klagenfurt ein Urteil in einem seit dem Unfall anhängigen Zivilprozess, geklagt hatten die Versicherungen. Dabei geht es um mehr als 200.000 Euro.

Die Grünen präsentierten das Urteil am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Landessprecher und Landtagsabgeordneter Rolf Holub übte dabei heftige Kritik an den Behörden. Diese hätten die wahren Ursachen "bewusst vertuscht". Holub: "Es wurde wissentlich eine Mülldeponie zu Bauland umgewidmet, das hat zwei Menschenleben gekostet und drei Familien massiv getroffen, da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen."

Routinekontrolle: Siegfried S. stieg in den Schacht
Im 26. Juli 2001 waren auf dem Gelände der Klagenfurter Krantechnik GmbH routinemäßig Kontrollen am Ölabscheider durchgeführt worden, eine Entsorgungsfirma wurde mit diesen Arbeiten beauftragt. Der bei der Kran-Firma beschäftigte Arbeiter Siegfried S. bot sich im Zuge der Überprüfung an, in den Abwasserschacht hinunterzusteigen und die notwendige Probe zu entnehmen.

Arbeitskollege wollte helfen
Kaum war er in den Schacht gestiegen, wurde er bewusstlos und stürzte auf den Grund des Schachtes. Sein Arbeitskollege Wolfgang Sch. - damals 33 Jahre alt - wollte seinem Kollegen helfen und stieg ebenfalls hinunter, auch er wurde sofort bewusstlos.

Siegfried S. überlebte mit schweren Hirnschäden
Die beiden hatten Deponiegas eingeatmet, sie wurden etwa 20 Minuten später von der Klagenfurter Feuerwehr geborgen und sofort ins Landeskrankenhaus Klagenfurt gebracht. Wochenlang wurden die Patienten dort künstlich beatmet, bei Wolfgang Sch. versagte die ärztliche Kunst jedoch, er starb drei Monate nach dem Unfall. Sein Kollege, der ebenfalls schwerste Hirnschäden davongetragen hatte, überlebte, war jedoch bis zu seinem Tod vor zwei Monaten ein Pflegefall.

Holub will Schmerzensgeld für Familien
Durch die lange Prozessdauer sei es den Angehörigen der beiden Opfer sowie des damals verurteilten Technikers nun aufgrund von Verjährung nicht mehr möglich, ihre Ansprüche geltend zu machen, kritisierte Holub. Er werde nun dafür kämpfen, dass die Familien trotzdem wenigstens Schadenersatz bzw. Schmerzensgeld erhalten.

Chemiker verurteilt
Die Untersuchungen ergaben, dass Deponiegas einer Altdeponie den Unfall verursacht hatte. Die Deponie wurde inzwischen saniert. Ein Chemiker der Entsorgungsfirma wurde 2003 vom Oberlandesgericht Graz zu vier Monaten bedingter Haft verurteilt. Er hätte die Arbeiter laut Urteil daran hindern müssen, ungesichert in den Schacht zu steigen.

Behörden müssen Pflegegeld ersetzen
Nun wurden die Behörden dazu verurteilt, den Versicherungen die Pflegekosten für Siegfried S. zu ersetzen. Dabei geht es um mehr als 200.000 Euro. Außerdem müssen sie die Kosten des Verfahrens tragen, die inzwischen allein fast 100.000 Euro ausmachen.

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