Spielberg Neu fix

Land Steiermark und Red-Bull-Chef einig

Österreich
22.09.2008 14:46
Jetzt ist es quasi amtlich: Im steirischen Spielberg (Bezirk Knittelfeld) wird der neue Motorpark gebaut. Nach zähem Schlagabtausch gibt's Einigkeit zwischen Red Bull und dem Land, am Montag hat die steirische Landesregierung alle erforderlichen Maßnahmen beschlossen, um das Projekt Spielberg Neu zu realisieren. Vorerst 70 Millionen Euro wird Dietrich Mateschitz in den Ring investieren, Baustart: ab sofort!

Der steirische Finanz- und Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) bestätigte am Montag die Einigung zwischen dem Land und dem Red-Bull-Chef. Neu ist, dass nun laut der Präambel nicht Red Bull, sondern Dietrich Mateschitz selbst als Investor auftritt. "Die Baumaschinen können auffahren", so Buchmann. In der Präambel ist auch von einem Investitionsvolumen von rund 70 Millionen Euro die Rede - eine Summe, die bis zuletzt strittig war.

Baustart ab sofort möglich
Mateschitz beabsichtige eine langfristige Investitionen und ein ebensolches Engagement, hieß es. Wenn dies nicht der Fall sei, so beinhalte der Vertrag dafür Rückübertragungsregelungen. Der Baustart kann, weil nunmehr sämtliche Bescheide vorliegen, sofort erfolgen. Schon bald werden in Spielberg die Baumaschinen auffahren.

Die Investitionen des Landes - inklusive der alten, schon geflossenen Förderungen und Mittel - könnten bis zu neun Millionen Euro betragen, das sei die maximal mögliche Summe nach EU-Recht. Diese könnten aus der hundertprozentigen Landesgesellschaft Ö-Ring GesmbH kommen, was das Landesbudget schone. Die Altverträge flössen in die Förderzusage ein, hieß es. Aus dem von Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) verwalteten Gemeinderessort für SP-Kommunen kämen rund 2,8 Millionen Euro für Anraineransprüche.

Anrainer streuten Sand ins Getriebe
2003 hatten Anrainer mit Einsprüchen den mächtigen Roten Bullen zu Fall gebracht. Für die Region war's ein Schock, als in Spielberg die Ampeln endgültig auf Rot gestellt wurden. Schließlich hatte Dietrich Mateschitz milliardenschwere Pläne: Boxen und Tribünen waren dem Erdboden gleichgemacht, um Platz für eine nagelneue Rennstrecke, ein Entwicklungs- und Testzentrum, Hotels sowie eine Fahrerakademie zu machen.

Zwei Millionen Euro "Schweigegeld"?
Doch der Umweltsenat sagte "Njet": Projekt gestorben, Lärmbelastung zu hoch! Der Schuldige am Desaster war rasch gefunden: Anrainersprecher Karl Arbesser, Schlossherr, hatte Einsprüche durchgebracht. Auch beim Nachfolgeprojekt "Spielberg Neu", streute der streitbare Anrainer Sand ins Getriebe. Bis es im Vorjahr zur Einigung kam. Arbesser stimmte dem Bauvorhaben zu, ließ sich sein "Ja" aber teuer abkaufen. Von zwei Millionen Euro "Schweigegeld" ist nach wie vor die Rede...

Daten und Fakten zu Spielberg

  • Mehr als ein halbes Jahrhundert ist es bereits her, dass zum ersten Mal - damals aber noch auf der Zeltweger Flughafen-Rumpelpiste - die Motoren heulen. 1964 wurde dort der erste Formel-1-Grand Prix ausgetragen - Jochen Rindt startete auf einem Brabham.
     
  • Der Österreichring wird nämlich erst 1969 eröffnet, nachdem eine Gruppe von Enthusiasten (angeführt vom Knittelfelder Anwalt Gustav Tiroch, dem Richter Franz Haßlinger und dem Fotografen Franz Hruby) dem damaligen Landeshauptmann Josef Krainer I. den Mund in Sachen Motorsport wässrig gemacht hatten. Der Schweizer Jo Siffert gewann übrigens dieses erste Sportwagenrennen in der Obersteiermark.
     
  • Am 16. August 1970 macht der Formel-1-Zirkus zum ersten Mal im Aichfeld Station. Knapp 200.000 Fans "überrannten" damals das Oberland.
     
  • Bis zum Jahr 1987 ist Spielberg dann fix im Formel-1-Kalender verankert. Nach Start-Kollisionen, Zank um die Fernsehrechte und einem Wickel mit Grand-Prix-Guru Bernie Ecclestone werden aber die Ampeln auf Rot gestellt.
     
  • Zehn Jahre ist dann erst einmal Pause, bis es dem damaligen ÖVP-Landesrat Gerhard Hirschmann gelingt, den Renntross wieder zurück in die Obersteiermark zu lotsen.
     
  • Allerdings zieht's die Formel 1 wieder weg, am 18. Mai 2003 ist Schluss, der Zirkus verabschiedet sich endgültig vom Österreich-Ring; Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz beginnt mit den Abbrucharbeiten.
     
  • Im Jahr 2004 dann der Paukenschlag: Der Umweltsenat sagt "Njet" zu weiteren Motorsportprojektren. Im Jahr 2005 versucht schließlich das Projekt "Spielberg Neu" seine Wiederbelebung.
     
  • 2007 springen die potenziellen Investoren, KTM, Magna und VW ab, obwohl es zu einer Einigung mit Anrainern, die Einspruch erhoben hatten, kommt.
     
  • Mitten im Fasching, am 4. Februar 2008, kommt der endgültige Todesstoß für "Spielberg Neu", nachdem die Investoren das Interesse verloren hatten. Nur Red Bull bleibt im Boot.
     
  • In einer Sondersitzung macht am 31. Juli 2008 die Landesregierung schließlich den Weg frei für ein neues Rennprojekt - in "abgespeckter Form".

Von Gerhard Felbinger und Gerald Schwaiger, KronenZeitung und krone.at

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