Korruptionsskandal

Uni-Professoren kassierten Bestechungsgelder

Ausland
19.09.2008 12:55
Mit einer aufsehenerregenden Aktion hat die kroatische Polizei in Zagreb einen Schlag gegen die Korruption an kroatischen Universitäten und Hochschulen durchgeführt. Über 300 Polizisten stürmten mehrere Institute der Uni in der Hauptstadt und nahmen nicht weniger als 21 Professoren fest. Sie, drei Assistenten und drei Verwaltungsbeamte stehen unter Verdacht, illegale Gebühren kassiert zu haben, um Studenten die Zulassung zur Universität sowie die positive Absolvierung von Examen zu ermöglichen. Besonders pikanter Erfolg der "Operation Indeks": Auch die oberste Anti-Korruptionskämpferin des Landes wurde verhaftet!

Die Professorin Dese Mlikotin Tomic leitete nämlich bisher den Antikorruptionsausschuss im Parlament - und nun steht sie selber unter Verdacht. Sie wird wie die Professoren zurzeit verhört. Bei Prüfungen sollen immer wieder Bestechungsgelder geflossen sein. Für eine Zulassung zum Universitätsstudium seien bis zu 9.000 Euro kassiert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Hina, für eine positive Beurteilung eines Examens waren angeblich Summen zwischen 400 und 2.000 Euro im Spiel. Die Polizei durchsuchte Universitätsbüros, Wohnungen und die Autos von 73 Personen. Bei einer Person seien 25 Studienbücher und 25.000 Euro gefunden worden.

Erschlichene Diplome werden aberkannt
Der zuständige Fachminister Dragan Primorac erklärte, den betroffenen Studenten würden die erschlichenen Diplome aberkannt werden. Der Rektor der Universität, Aleksa Bjelis, stellte auch die Schließung einiger Fakultäten in den Raum. Innenminister Berislav Roncevic sprach von einer lange geplanten Maßnahme im Rahmen der "Anti-Korruptionsstrategie" der Regierung. Das Kabinett von Premier Ivo Sanader habe "null Toleranz für Korruption".

In den Unterlagen der "Operation Indeks" finden sich auch prominente Namen aus der jüngeren Vergangenheit, vor allem Personen, die dem ersten Präsidenten des unabhängigen Kroatiens, Franjo Tudjman, nahestanden. So soll der kroatischen Ex-General und früheren Vizeverteidigungsminister Vladimir Zagorec Ende der 1990-er-Jahre binnen einer Woche vier Prüfungen abgelegt und ein Diplom erlangt haben. Gegen Ex-General Zagorec läuft in Kroatien ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs und Veruntreuung. Seit Monaten kämpft der in Österreich lebende Zagorec gegen seine Auslieferung. Bisher erfolglos.

Hintergrund: EU-Beitrittsbestrebungen
Die "Aktion Indeks" muss wohl auch in Zusammenhang mit Kroatiens Bestrebungen in Richtung eines EU-Beitritts gesehen werden. Ein Ende 2007 veröffentlichter Fortschrittsbericht hatte kritisiert, dass Korruption in Kroatien weit verbreitet und in der Bevölkerung tief verwurzelt sei. Zagreb strebt einen EU-Beitritt im Jahr 2010 an. EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn erklärte erst am Donnerstag in Brüssel, dass Kroatien die Beitrittsverhandlungen bis Ende 2009 abschließen könnte.

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