Burgstaller-Prozess

Lungendurchschuss ließ Ex-Kicker keine Chance

Ausland
03.12.2008 12:54
Im Prozess um den Raubmord an dem österreichischen Ex-Fußballer Peter Burgstaller in Südafrika hat am Dienstag der Gerichtsmediziner ausgesagt, der die Leiche des 43-Jährigen obduziert hat. Demnach wurde Burgstaller von einem Projektil getroffen, das die Lunge durchschlug und das Herz verletzte. Mit dieser Verwundung hätte Burgstaller kaum eine Überlebenschance gehabt, selbst wenn sofort Wiederbelebungsmaßnahmen gesetzt worden wären. Das Opfer sei binnen kürzester Zeit gestorben.

Nach Aussagen eines Kriminaltechnikers stammte das Projektil aus der halbautomatischen 9mm-CZ Modell 83, die offenbar einem der beiden Angeklagten gehört hatte. Der Mann war ursprünglich wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen worden.

Burgstaller war am 23. November 2007 auf einem Golfplatz nahe Durban erschossen worden. Ein Brüderpaar steht unter Verdacht, Burgstaller am Golfplatz von Selbourne mit einem Schuss in die Brust getötet und seine Brieftasche sowie sein Handy gestohlen zu haben. Den Männern drohen Gefängnisstrafen bis zu 25 Jahren.

Handy des Opfers zum Verkauf angeboten
Am Dienstag sind in der Stadt Ramsgate die beiden Angeklagten im Alter von 22 und 26 Jahren von zwei Zeugen belastet worden. Die beiden sollen den Männern Burgstallers Handy zum Kauf angeboten haben. Ein ehemaliger Mithäftling berichtete vor Gericht, man habe ihm das Handy für 500 Rand - nach heutigem Kurs etwas mehr als 38 Euro - angeboten. "Sie sagten zu mir, wenn ein Anwalt kommt, muss ich sagen, dass wir attackiert und gezwungen worden sind, ein Geständnis abzulegen."

Der Zeuge sagte auch aus, dass er während des Polizeigewahrsams nicht misshandelt worden sei. Er und der 22-jährige Angeklagte hätten auch versucht, Spiele am Mobiltelefon zu spielen, allerdings sei dann der Akku leer geworden. Ein weiterer Zeuge, der ebenso wie die Beschuldigten in dem Golfclub beschäftigt war, sagte zuvor aus, ihm hätten die Brüder das Handy am 24. November zum Kauf angeboten. Er habe die verlangten 800 Rand - etwas mehr als 60 Euro - aber nicht aufbringen können. Der ältere der angeklagten Brüder habe ihm erklärt, er brauchte Geld, weil er für eine Weile fortfahren wollte, so der Zeuge.

Seinen Bruder habe der 26-Jährige angewiesen, das Handy in einem angrenzenden Zuckerrohrfeld zu verstecken. Als sich dann beide entfernten, habe er gefragt, wo sie denn hingingen. "Da hat er mir dann gesagt, er wolle eine Schusswaffe verstecken. Ich hab ihn dann gebeten, sie mir zu zeigen, weil ich wissen wollte, ob ich so eine vielleicht brauchen könnte", zitierte die SAPA den Zeugen. Thokozisi habe die Waffe aber nicht verkaufen wollen. Sie sei einer halbautomatischen CZ vom Kaliber neun Millimeter, die ihm vor Gericht gezeigt wurde, zumindest ähnlich gewesen.

Mutmaßliche Mörder plädierten "nicht schuldig"
Am ersten Prozesstag am Montag, hatten sich die beiden Männer "nicht schuldig" bekannt. Das Verfahren hatte im September vertagt werden müssen, weil einer der Angeklagten, der 26-jährige Thokosizi M., statt eines weißen einen schwarzen, zulu-sprechenden Verteidiger beantragt hatte. Er selbst könne nämlich nicht englisch, ließ der junge Mann das Gericht durch einen Dolmetscher wissen.

Staatsanwalt Dorian Paver betonte am Montag vor dem Ramsgate High Court, dass er nachweisen wolle, dass das Brüderpaar einer Gruppe von Männern angehörte, die auf den Golfplatz eingedrungen waren und Burgstaller ermordet hatten.

Brüderpaar fünf Tage nach dem Mord verhaftet
Thokozisi und Simo M. wurden fünf Tage nach dem Mord an Burgstaller festgenommen und wenig später wegen Mordes angeklagt. Der Ex-Fußballer war am 23. November 2007 erschossen auf einer Golfanlage in Durban gefunden worden. Eine Kugel hatte den 43-jährigen Familienvater in die Brust getroffen.

Nachdem die Polizei in der Nähe des Tatorts eine Waffe entdeckt und einem der Verdächtigen zugeordnet hatte, wurde das Brüderpaar am 28. November 2007 festgenommen. Die beiden Männer befinden sich seither in Haft, ihr Ansuchen um eine Entlassung gegen Kaution wurde abgelehnt. Bezichtigt werden die beiden Brüder nicht nur des Mordes, sondern auch des unerlaubten Besitzes von Waffen und Munition.

Verdächtige werfen der Polizei Beweisfälschung vor
Ein Geständnis haben die Angeklagten nicht abgelegt. Bei den Verhören stritten sie den Mord vehement ab und beschuldigten die Polizei wegen Misshandlung und Beweisfälschung. Das Handy wollen die beiden beim Holzhacken gefunden habe, die Waffe hätten sie auf Anweisung der Polizei angreifen müssen.

Burgstaller, der in St. Lorenz eine Eventagentur betrieb, war anlässlich der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Fußball-WM 2010 nach Durban gereist. Er war nicht Teil der Delegation, wollte mit Mitgliedern allerdings WM-Projekte besprechen. Der Oberösterreicher starb kurz nach seiner Ankunft im Hotel der Anlage. Er traf gegen 15 Uhr ein, knapp drei Stunden später entdeckte ein Sicherheitsmann die Leiche des Österreichers auf dem durch Elektrozäune geschützten Gelände. Burgstaller war in der Ära von Rudi Quehenberger Tormann bei SV Salzburg. Später betreute er Österreichs größtes Hobby-Turnier, den "Stieglcup".

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