Den hiesigen Modellen hat der Gol eines voraus: Er kommt mit jedem Mischverhältnis aus Benzin und Ethanol au, hat dabei immer den gleichen Verbrauch und das gleiche Abgasverhalten (entspricht etwa Euro4). Ansonsten erkennt man einen brasilianischen VW eher nicht an einem Mehr, sondern am Weniger. In Sachen Ausstattung ist die Erwartung dort einfach eine andere (es wird sogar ein alter VW-T2-Bus mit Golfmotor verkauft).
Wie vor 30 Jahren
So ist ein ESP beispielsweise nicht für Geld und gute Worte zu haben. Was der Markt nicht verlangt, wird auch nicht angeboten. Die Grundausstattung liegt auf einem Niveau, das dem Stand hierzulande vor 25 oder 30 Jahren entspricht. Man freut sich über einen rechten Außenspiegel und fünf Türen, leistet sich 14-Zoll-Felgen gegen Aufpreis (serienmäßige Reifengröße 175/70 R13, wie mein alter Jetta Baujahr 1980, den ich früher hatte) und hat auf jeden Fall Sicherheitsgurte.
Gegen Aufpreis gibt es dann allerdings Airbags und ABS (was mein Jetta nicht hatte), natürlich Radio (sogar mit MP3-Funktion) und kleinere Zivilisationsannehmlichkeiten. Trotz der mageren Ausstattung kostet der Gol umgerechnet immerhin 11.230 Euro (inklusive 35 Prozent Abgaben). Angesichts der mageren Ausstattung nach unseren Vorstellungen sicher kein Schnäppchen, und auch in Brasilien nicht gerade ein Volkswagen. VW geht davon aus, dass sich nur etwa 15 Prozent der Bevölkerung dieses Auto leisten können.
Drei Viertel werden zur kleineren der zwei angebotenen Motorisierungen greifen. Das bedeutet 76 PS und 104 Nm aus einem 1-Liter-Vierzylinder und maximal 169 km/h (Tempolimit in Brasilien 120 km/h). Wem es noch ein bisschen besser geht, der leistet sich die 1,6-Liter-Version mit 104 PS und 153 Nm. Damit kann man dann mit 192 km/h dahinrauschen, immerhin so viel, wie ein Golf GTI früher geschafft hat.
VW rechnet in Brasilien mit 430.000 verkauften Gols pro Jahr – das ist das Niveau der Polo-Verkäufe weltweit!
Stephan Schätzl
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.