Trotz guter Bilanz

Salzburger Autozulieferer TRW sperrt zu

Österreich
30.06.2008 23:04
Salzburg ist von einer der größten Firmenschließungen seit vielen Jahren geschockt: Der Automobilzulieferer TRW wird bis Jahresende das Sicherheitsgurte-Werk in Bergheim bei Salzburg schließen. 545 Mitarbeiter, vielfach Frauen mit geringer Ausbildung, verlieren ihre Arbeit. Die Geschäftsführung nennt zu hohe Produktionskosten als Grund, deshalb werde die Fertigung nach Polen und Tschechien verlegt. In Salzburg wurde jedes Jahr positiv bilanziert.

Die Entscheidung sei aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen gefallen. Der hohe Kostendruck in der Automobilindustrie verbunden mit einem gleichzeitigen Preisverfall bei Sicherheitsgurten habe bereits in den letzten Jahren zu Schließungen der Gurten-Werke in Frankreich, Spanien und Italien geführt. "Im Interesse der Sicherstellung einer langfristig profitablen Ausrichtung des Unternehmens mussten wir uns für diesen Weg entscheiden", so Hauser.

Bei einer Betriebsversammlung wurde die Belegschaft am Montagnachmittag über diesen Schritt informiert. Die Mitarbeiter werden am 28. Juli beim AMS angemeldet. Die ersten Kündigungen würden in der zweiten Oktoberwoche erfolgen. Das Unternehmen werde sich aber bemühen, für 80 Prozent der Mitarbeiter einen neuen Arbeitsplatz zu finden. Außerdem seien schon Gespräche über einen Sozialplan aufgenommen worden, so der Geschäftsführer.

Tränen nach Betriebsversammlung
Sichtlich niedergeschlagen, betrübt, mit hängenden Köpfen und teilweise mit Tränen in den Augen verließen gegen die TRW-Mitarbeiter die zu Ende gegangene Betriebsversammlung. "Ich verstehe das nicht, der Betrieb war jedes Jahr positiv und hat schwarze Zahlen geschrieben", sagte eine Mitarbeiterin. "Ich kann nicht verstehen, dass das geschieht", meinte eine andere.

Besonders besorgt äußerte sich Betriebsratsvorsitzender Franz Schnöll: "80 Prozent der Mitarbeiter sind Frauen, zum größten Teil mit nur geringer Ausbildung. Die haben keine guten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt." Es falle ihm sehr schwer, weil er laufend weinende Menschen sehe. Rudi Blaha, Regionalsekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten, sprach wörtlich von Zynismus. "In den vergangenen 29 Jahren sind alle Bilanzen positiv ausgefallen."

"545 Arbeiter und Angestellte stehen jetzt ohne Arbeit da", so Angestellten-Betriebsrat Bernhard Koch. "Es geht mir sehr schlecht, ich war fast 30 Jahre im Betrieb. Es tut mir leid, dass wir die Schließung nicht verhindern konnten."

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