"Verbrecher"

Wiener FPÖ hetzt gegen NS-Opfer Friedrich Zawrel

Österreich
14.06.2016 09:07

Die Wiener FPÖ hat sich Montag einen Affront geleistet und man muss sich fragen, ob Heinz-Christian Strache seine Parteifreunde noch im Griff hat. So bezeichneten die FPÖ-Funktionäre Werner Grebner und Dietrich Kops in einer Aussendung den im Vorjahr verstorbenen Friedrich Zawrel, der die grausame Kindereuthanasie am Wiener Spiegelgrund überlebte, als "Verbrecher". Die Benennung einer Schule nach dem NS-Überlebenden nannten die beiden "skandalös".

Folter, Hunger, Schläge und in unzähligen Fällen der Tod durch eine Giftinjektion - bei dem, was die Kinder am Spiegelgrund erdulden mussten, von "Behandlungsmethoden" zu sprechen, ist schlichtweg unfassbar. Werner Grebner, Klubobmann der FPÖ Landstraße, und FPÖ-Gemeinderat Dietrich Kops tun dies dennoch und gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie bezeichnen es in einer Aussendung als "Skandal", dass man einen Überlebenden der NS-Euthanasie dadurch würdigt, dass man eine Schule nach ihm benennt.

Zawrel half bei Überführung der Täter
So geschehen im konkreten Fall von Friedrich Zawrel, der als Jugendlicher unter den Nazi-Gräueltaten am Spiegelgrund litt. Zawrel spielte später eine wichtige Rolle bei der Überführung der Täter, besonders des NS-Arztes Heinrich Gross. Als Zeitzeuge erzählte Zawrel seine Geschichte in Schulen und machte immer wieder auf die Verbrechen des faschistischen NS-Regimes aufmerksam.

Ehrengrab in Wien
Dass Zawrel angesichts seiner Erlebnisse Schwierigkeiten hatte, im Leben Fuß zu fassen, ist wenig überraschend. Ohne Schulabschluss und Berufsausbildung wurde er mehrmals durch Eigentumsdelikte straffällig und deshalb 1975 ein zweites Mal Opfer des damaligen Täters und späteren viel beschäftigten Gerichtsgutachters Gross, der ihn in die Psychiatrie einweisen lassen wollte. Mit Zawrels Hilfe wurde Gross überführt und die Verbrechen am Spiegelgrund langsam aufgedeckt. Zawrel wurde nach seinem Tod in einem Ehrengrab in Wien bestattet.

Direktorin: "Unterstützen Benennung der Schule"
Auf Betreiben der Bezirks-ÖVP soll nun die Neue Mittelschule Hörnesgasse in Wien-Landstraße nach ihm benannt werden. Zawrel hatte selbst die Schule besucht. Direktorin Beatrix Taxer streicht im Gespräch mit krone.at heraus, wie wichtig ihr der Umgang mit diesem Teil der Schulgeschichte ist: "Mir ist das ein Anliegen, hier können wir auch etwas gutmachen." Man unterstütze die Benennung der Schule voll und ganz. Im Rahmen der 130-Jahr-Feier der Schule am Donnerstag wird auch Werner Vogt, der mit Zawrel federführend bei der Überführung von Gross war, eine Rede halten.

Dass die FPÖ darin einen Skandal sieht, lässt tief blicken, zumal die Freiheitlichen zuletzt immer wieder versucht hatten, in der bürgerlichen Mitte Fuß zu fassen. Auch an Parteichef Strache selbst war deswegen jüngst Kritik laut geworden, weil er sich mit der Front-National-Chefin Marine Le Pen sowie mit AfD-Chefin Frauke Petry in der Öffentlichkeit präsentierte.

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