Lage eskaliert

Venezuela: Drei Tote bei Protesten gegen Regierung

Ausland
20.04.2017 08:37

Blutiger Machtkampf im Land mit den größten Ölreserven der Welt: Bei Demonstrationen gegen eine drohende Diktatur von Präsident Nicolas Maduro sind in Venezuela am Mittwoch mindestens drei Menschen getötet worden. Die Regierung machte Demonstranten der Opposition für die Tötung verantwortlich. Diese kündigte weitere Proteste am Donnerstag an. Die US-Regierung warnt vor einer Eskalation. Seit Ausbruch der Proteste starben neun Menschen.

Bei den Demonstrationen am Mittwoch wurde ein 17-jähriger Wirtschaftsstudent in der Hauptstadt Caracas von einem Schuss in den Kopf getroffen und starb im Krankenhaus. In San Cristobal kam eine 23-jährige Frau ebenfalls durch einen Kopfschuss ums Leben. Darüber hinaus starb ein Mitglied der Nationalgarde, wie die Zeitung "El Nacional" berichtete.

Bis zu sechs Millionen Demonstranten an einem Tag
Laut einer Einschätzung des der Opposition nahestehenden Umfrageinstituts Meganalisis sollen am Mittwoch in Venezuela bis zu sechs Millionen Menschen demonstriert haben. Dabei kam es zu mehr als 400 Festnahmen. Die Opposition machte gewaltbereite Milizen der Sozialisten für die Angriffe verantwortlich, die auf Motorrädern immer wieder Angst und Schrecken unter den Demonstranten verbreiten.

Die Polizei setzte in Caracas massiv Tränengas ein, um Demonstranten auseinanderzutreiben, während Zehntausende Anhänger von Präsident Maduro in roten Hemden im Zentrum der Stadt unbehelligt den vierten Jahrestag seiner Präsidentschaft feierten. "Wenn heute Millionen auf die Straßen gegangen sind, müssen morgen noch mehr rausgehen", kündigte Oppositionsführer Henrique Capriles für Donnerstag weitere Massenkundgebungen an.

Präsident Maduro lässt Miliz bewaffnen
Maduro, der um seine sozialistische Revolution fürchtet, hatte als Antwort auf die Proteste angekündigt, dass die 500.000 Mitglieder der Nationalen Miliz mit Gewehren ausgerüstet werden. Die Reservistentruppe war nach dem Putschversuch 2002 gegen den damaligen Staatschef Hugo Chavez aufgestellt worden. Das Militär wurde in Alarmbereitschaft versetzt.

Venezuela steht vor dem Bankrott
Seit 1999 wird das Land von den Sozialisten regiert und ist trotz der großen Ölvorkommen in seine bisher schlimmste Versorgungskrise geschlittert. Die Inflation beträgt mehr als 700 Prozent und ist die höchste der Welt. Die Opposition fordert Neuwahlen und macht Maduro für die schwere politische und ökonomische Krise verantwortlich. Auslöser der seit Anfang April andauernden Proteste war die zeitweise Entmachtung des Parlaments durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs. Maduro warf der Opposition den Einsatz von Gewalt vor und sprach von einer "Konspiration". Er beschuldigt die Opposition, zusammen mit dem Ausland eine Intervention zum Sturz der Regierung vorzubereiten.

US-Außenminister Rex Tillerson warnte vor einer Eskalation: "Wir sind besorgt, dass die Regierung Maduro die eigene Verfassung verletzt und der Opposition nicht erlaubt, dass ihre Stimmen gehört werden."

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