Viele tote Kinder

UN-Chef Ban nennt Aleppo ein "Schlachthaus"

Ausland
28.09.2016 18:46

Die massiven Luftangriffe auf Aleppo in den vergangenen Tagen haben die syrische Großstadt laut Einschätzung des UN-Generalsekretärs in ein Schlachthaus verwandelt. "Stellen Sie sich ein Schlachthaus vor. Das hier ist schlimmer", sagte Ban Ki Moon am Mittwoch vor dem Sicherheitsrat in New York. Im Osten Aleppos wurden seit Freitag laut UN-Angaben mindestens 96 Kinder getötet, weitere 223 erlitten Verletzungen.

Die USA drohten Russland mit dem Abbruch der Friedensgespräche für Syrien, sollte das Land die Angriffe auf Aleppo nicht stoppen. Die Rebellengebiete im Osten Aleppos waren in den vergangenen Tagen den heftigsten Luftangriffen seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 ausgesetzt. Geflogen werden sie von syrischen und russischen Kampfjets. Mehr als 260 Menschen starben. Syrien und Russland stufen die überwiegend islamistischen Aufständischen in Aleppo als Terroristen ein.

Nach dem Bombenhagel sind die Krankenhäuser im Osten Aleppos mit Verletzten überfüllt. Die Kinderhilfsorganisation UNICEF beklagte, das Gesundheitssystem stehe vor dem Zusammenbruch. Nur noch rund 30 Ärzte seien verblieben und so gut wie keine Ausrüstung oder Medizin vorhanden. "Die Kinder in Aleppo sind in einem lebendigen Alptraum gefangen", sagte Vizechef Justin Forsyth.

Zwei Krankenhäuser stellen Betrieb ein
Am Mittwoch stellten zwei Krankenhäuser im Rebellengebiet Aleppos ihren Betrieb ein. Mindestens eines sei von einem Luftangriff getroffen worden, sagte Adham Sahlul, der Sprecher der Syrisch-Amerikanischen Medizinischen Gesellschaft. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, alle acht Krankenhäuser im Osten der Stadt seien seit Juli beschädigt worden.

Ban verurteilte Angriffe auf Kliniken als Kriegsverbrechen: "Diejenigen, die immer zerstörerische Waffen benutzen, wissen genau, was sie tun." US-Außenminister John Kerry sagte seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow am Telefon, dass die USA Russland für die Situation in Aleppo verantwortlich machten. In Aleppo würden sich Kämpfer der gemäßigten Opposition mit terroristischen Gruppen mischen, antwortete Lawrow laut Moskauer Angaben.

UN-Resolution für Waffenstillstand gefordert
Frankreich setzte sich für eine UN-Resolution für einen Waffenstillstand in Aleppo ein. "Diejenigen, die nicht dafür stimmen, laufen Gefahr, die Verantwortung für Beihilfe zu Kriegsverbrechen zu tragen", sagte Außenminister Jean-Marc Ayrault am Mittwoch in der Pariser Nationalversammlung.

Mit Blick auf die Lage in der nordsyrischen Großstadt sagte er: "All das bestätigt, dass das syrische Regime nun mit Unterstützung Russlands und des Iran einen totalen Krieg gegen sein Volk führt."

300.000 Menschen in Aleppo eingeschlossen
Die strategisch und symbolisch wichtige Stadt gehört zu den umkämpftesten Gebieten im Land. Anhänger des Regimes und ihre Verbündeten kontrollieren den Westen Aleppos, Rebellen den Osten. Dieser ist wegen einer Blockade seit Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Dort sind bis zu 300.000 Menschen eingeschlossen. Wegen der Blockade fehlt es ihnen akut an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung.

Der massive Einsatz hochexplosiver Waffen in Wohngebieten in Syrien ist laut Einschätzung der Organisation Handicap International der Hauptgrund für die Flucht so vieler Menschen aus dem Land. "Unterschiedslose Bombardierungen sowie Beschuss sind in diesem Konflikt zur Regel geworden", beklagte die Hilfsorganisation für Menschen mit Behinderungen.

Feuerpause nach einer Woche gescheitert
Eine von den USA und Russland ausgehandelte Feuerpause war nach einer Woche gescheitert. Seitdem ist die Gewalt eskaliert. Russland setzt dennoch darauf, die Verhandlungen mit den USA über Syrien fortzusetzen. "Wir sprechen etwa über die Feuerpause und über humanitäre Hilfslieferungen - hier ist es Russland zusammen mit der syrischen Regierung gelungen, einen eindrucksvollen Fortschritt zu erzielen", sagte der russische UN-Botschafter Alexej Borodawkin.

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