Weitere Festnahme

Priester-Mord: Politik räumt “Justizversagen” ein

Ausland
29.07.2016 12:18

Nach dem islamistischen Anschlag auf eine Kirche in Nordfrankreich hat Premierminister Manuel Valls ein "Versagen" der Justizbehörden eingeräumt. Dass die Staatsanwaltschaft einen der beiden Attentäter mit einer elektronischen Fußfessel in den Hausarrest entlassen habe, sei ein Fehler gewesen - "das sollten wir anerkennen", sagte Valls der Zeitung "Le Monde" am Freitag. Unterdessen gab es eine weitere Festnahme eines Syrers in einem Asylbewerberheim in Zentralfrankreich. Es steht im Raum, dass er ein Bekannter der beiden erschossenen IS-Attentäter sein könnte.

Valls sagte in dem Interview, die beteiligten Beamten dürften aber "nicht für diesen Terroranschlag verantwortlich gemacht werden". Trotzdem müssten die Justizbehörden ihren Umgang mit mutmaßlichen Dschihadisten ändern und künftig "von Fall zu Fall" entscheiden.

Valls: "Verhältnis zum Islam überdenken"
Der Premierminister sprach sich zudem dafür aus, Moscheen zumindest für eine bestimmte Zeit zu verbieten, Geld aus dem Ausland anzunehmen. Imame sollten künftig in Frankreich ausgebildet werden. Auch das Verhältnis zum Islam insgesamt müsse überdacht werden, um "eine neue Beziehung" aufzubauen.

Seit Donnerstag ist klar, dass beide Angreifer auf eine Kirche in Nordfrankreich den französischen Sicherheitsbehörden bekannt waren. Einer von ihnen, der 19-jährige Adel Kermiche, war wegen zweier fehlgeschlagener Syrien-Reisen in Untersuchungshaft genommen worden. Er wurde aber im März mit einer elektronischen Fußfessel in den Hausarrest entlassen.

Zweiter Kirchen-Angreifer nahm offenbar eigenes Drohvideo auf
Kermiche und der ebenfalls 19-jährige Abdel Malik Petitjean hatten am Dienstag eine Kirche in Nordfrankreich attackiert. Sie töteten einen 86 Jahre alten Priester und verletzten einen Gottesdienstbesucher schwer, bevor sie von Polizisten erschossen wurden. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat beanspruchte den Anschlag für sich. Die IS-nahe Agentur Amaq veröffentlichte ein Video, in dem die Kirchenangreifer IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi die Treue schwören.

Wie das auf die Auswertung von Islamisten-Websites spezialisierte US-Unternehmen Site am Donnerstag mitteilte, hat Amaq noch ein zweites Video veröffentlicht, das Petitjean offenbar allein aufgenommen hat. Der 19-Jährige, der ein grün-weiß gestreiftes Poloshirt trägt, spricht in dem knapp zweieinhalbminütigen Video Französisch und Arabisch. Er spricht darin Drohungen gegen Frankreich aus, wobei er Präsident Francois Hollande und Valls teilweise direkt anspricht.

In einem Asylbewerberheim in Zentralfrankreich wurde am Freitag unterdessen ein Syrer festgenommen, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Im Haus eines der Angreifer sei nach dem Anschlag die Kopie eines syrischen Reisepasses gefunden worden. Geprüft werden solle, ob der Pass dem Flüchtling gehöre.

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