Nach Exekutionen

Iran warnt Saudi-Arabien vor "Rache Gottes"

Ausland
03.01.2016 09:25

Die Hinrichtung eines prominenten schiitischen Geistlichen neben 46 weiteren Verurteilten am Samstag in Saudi-Arabien hat heftige Proteste im Iran ausgelöst. In Teheran stürmten aufgebrachte Demonstranten die saudi-arabische Botschaft und setzten sie in Brand. Das geistliche Oberhaupt des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, warnte am Sonntag das Königreich: "Das ungerechtfertigt vergossene Blut dieses Märtyrers wird rasche Konsequenzen haben und die Hand Gottes wird Rache an der saudi-arabischen Führung nehmen."

Der Kleriker Nimr al-Nimr war wegen Terrorismus hingerichtet worden. Nimr hatte zu den Anführern der Schiiten-Proteste im Osten Saudi-Arabiens gehört, die im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 ausgebrochen waren. Der Iran sah in dem entschiedenen Kritiker der Führung in Riad einen wichtigen Verfechter der Rechte der schiitischen Minderheit in dem sunnitischen Königreich. "Dieser Gelehrte ermutigte Menschen weder zu bewaffnetem Handeln, noch schmiedete er geheime Pläne. Das einzige was er tat, war öffentlich Kritik zu äußern", sagte Khamenei vor Geistlichen in Teheran.

In der Hauptstadt brachen Demonstranten in die saudi-arabische Botschaft ein, legten Feuer und zertrümmerten Mobiliar. Über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreitete Fotos zeigten, wie Teile der Botschaft in Flammen standen. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Das Feuer hat das Innere der Botschaft zerstört." Die Polizei räumte das Gebäude und nahm über 40 Demonstranten fest.

Nach dem Zwischenfall rief die Regierung des schiitisch geprägten Iran zur Mäßigung auf. Es dürfe keine weiteren Demonstrationen in der Nähe der saudi-arabischen Botschaft mehr geben, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums. Zuvor hatte die Führung in Teheran die Hinrichtung Nimrs heftig kritisiert.

Saudi-Henker mit "Jihadi John" verglichen
Auf der Internetseite von Ayatollah Khamenei war ein Bild eines saudi-arabischen Henkers neben dem als "Jihadi John" bekannt gewordenen Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat zu sehen. Das Foto trägt die Unterzeile: "Irgendwelche Unterschiede?" Dem inzwischen vermutlich getöteten "Jihadi John" wird die Enthauptung mehrerer westlicher Geiseln zur Last gelegt.

Saudi-Arabien sieht sich als Schutzmacht der sunnitischen Moslems, der Iran als Schutzmacht der Schiiten. Die beiden Länder sind im Dauerkonflikt. Neben den religiösen und geopolitischen Differenzen ist seit Längerem auch der Konflikt in Syrien ein Streitthema. Teheran unterstützt dort das Regime von Präsident Bashar al-Assad, Riad hingegen die Rebellen.

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