"No-go-Zonen"

Asylkrise: Schwedens Polizei verliert Kontrolle

Ausland
23.09.2016 07:33

Schweden hat traditionell zwar eine sehr liberale Einwanderungspolitik, seit Beginn der Flüchtlingskrise hat das skandinavische Land allerdings mit steigender Kriminalität zu kämpfen. Besonders bei Diebstählen, Sexualdelikten und Bandenkriminalität verzeichnet die schwedische Polizei Zuwächse. 55 Gebiete im ganzen Land werden von den Beamten bereits als "No-go-Zonen" geführt. Schwedische Medien berichten, die Polizei verliere zunehmend die Kontrolle.

Schweden gehört zu den beliebtesten Zielländern Asylsuchender. Doch seit Beginn der Flüchtlingskrise sieht sich die Exekutive des skandinavischen Landes mit einem massiven Anstieg der Kriminalität konfrontiert. Besonders Drogenhandel, Sexualdelikte, Diebstähle, Vandalismus und Bandenkriminalität hätten zugenommen, wie ein Bericht von Schwedens oberster Polizeibehörde zeigt.

Auch Übergriffe auf Beamte häufen sich. Zuletzt wurden immer wieder Polizeiautos von maskierten Bandenmitgliedern gestohlen, heißt es in dem Bericht. Die Polizei führt mittlerweile 55 Gebiete im ganzen Land als "No-go-Zonen", in denen man jederzeit mit Angriffen rechnen müsse. Polizeisprecher Peter Larsson sagte am Donnerstag gegenüber dem schwedischen Sender NRK: "80 Prozent der Beamten haben zumindest schon einmal überlegt, ihren Beruf zu wechseln." Neben der täglichen Gefahr im Job sei auch die unattraktive Entlohnung ein Thema.

"Kommen nicht mehr dazu, Verbrechen aufzuklären"
Der Frust seiner Kollegen sei groß, so Larsson: "Wir kommen nicht mehr dazu, Verbrechen aufzuklären, weil wir täglich zu so vielen Einsätzen gerufen werden." In manchen Gegenden des Landes sei es für die Beamten schon fast Alltag geworden, mit Steinen beworfen und attackiert zu werden.

Als besonders gravierendes Beispiel wird immer wieder Malmö genannt. In der Stadt wurden seit Februar 2016 rund 70 Autos angezündet. Besonders die organisierte Bandenkriminalität nehme zu, teilte die Polizei mit. Die Beamten tappen im Dunkeln: Lediglich ein Verdächtiger konnte bislang ausgeforscht und verhaftet werden.

Video: Brennende Autos in Stockholm

Schweden im OECD-Vergleich an erster Stelle
Schweden ist jenes Land, das gemessen an der Einwohnerzahl im Vorjahr die höchste Zahl an Asylwerbern aufgenommen hat. Im Vergleich der OECD-Staaten rangieren die Skandinavier damit vor Österreich. Erst kürzlich beschwerten sich Schweden, Finnland, Dänemark, Norwegen und Island über Ungarn, weil sich unsere Nachbarn weigern, sogenannte Dublin-Fälle zurückzunehmen. Das Dubliner Abkommen besagt, dass jenes Land für das Asylverfahren eines Geflüchteten zuständig ist, in dem dieser erstmals europäischen Boden betreten hat.

Die Weigerung Ungarns führte auch zu Verstimmungen mit Österreich. Innenminister Wolfgang Sobotka drohte sogar mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof.

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