Mord an Studentin

Amanda Knox und Raffaele Sollecito freigesprochen

Ausland
27.03.2015 22:55
Fast siebeneinhalb Jahre nach dem Mord an der britischen Austauschstudentin Meredith Kercher ist ein spektakulärer Justizkrimi mit einem doppelten Freispruch zu Ende gegangen. Das oberste Gericht in Rom sprach am Freitagabend letztinstanzlich die beiden Angeklagten, die US-Bürgerin Amanda Knox und ihren italienischen Ex-Freund Raffaele Sollecito, wegen Mangels an Beweisen frei. Wegen Verleumdung wurde Knox jedoch zu drei Jahren Haft verurteilt - diese Strafe hat sie allerdings bereits abgesessen.

Das Kassationsgericht, die letzte und dritte Instanz im italienischen Strafsystem, kippte somit ein im Jänner 2014 gefälltes Urteil eines Berufungsgerichts in Florenz, mit dem die 27-jährige Knox zu 28 Jahren und Sollecito zu 25 Jahren Haft verurteilt worden waren. Damit ging der fünfte Prozess im Fall Kercher zu Ende, der international für Aufsehen gesorgt hatte.

Knox wurde allerdings wegen Verleumdung zu drei Jahren Haft verurteilt. Sie hatte nach dem Mord den kongolesischen Barmann Patrick Lumumba des Mordes an Kercher beschuldigt. Dieser hatte jedoch seine Unschuld beweisen können. Die Haftstrafe von drei Jahren hat die Amerikanerin aber bereits abgesessen. Knox war 2011 nach vierjähriger Haft wieder in die USA zurückgekehrt.

"Ich bin unglaublich glücklich", kommentierte Sollecito das Urteil, das am Ende mehrstündiger Richterberatungen gesprochen wurde. Giulia Bongiorno, die Anwältin Sollecitos, begrüßte den Freispruch als großen Erfolg und als Ende eines Albtraums, der vor acht Jahren begonnen hatte. Den Italiener, der in seinem Heimatort Bisceglie in der süditalienischen Adria-Region Apulien auf das Urteil wartete, hatte Bongiorno in ihrem Verteidigungsplädoyer als unschuldigen "Forrest Gump" bezeichnet.

Knox will Entschädigung für vierjährige Haft
Knox erfuhr in ihrer Heimatstadt Seattle vom Freispruch. Ihr Rechtsanwalt Carlo Della Vedova erklärte, seine Mandantin wolle eine Entschädigung für die vierjährige Haft fordern, die sie in Italien als Unschuldige absitzen habe müssen. Knox und Sollecito waren 2009 in einem Indizienprozess in Perugia zu langen Haftstrafen verurteilt und im Berufungsverfahren 2011 freigesprochen worden. Im März 2013 wurde diese Entscheidung vom Höchstgericht gekippt.

In einem zweiten Verfahren vor dem Berufungsgericht in Florenz erfolgten Schuldsprüche. Die von den Verteidigern dagegen eingebrachten Nichtigkeitsbeschwerden waren seit Mittwoch Gegenstand der Verhandlung vor dem Kassationsgericht in Rom. Die Verteidiger warfen der Justiz schwere Fehler bei der Würdigung der am Tatort gesicherten DNA-Beweise vor.

Kercher wurde am 1. November 2007 in der italienischen Stadt Perugia vergewaltigt und ermordet. Als einziger Beschuldigter in der Causa wurde ein Mann aus der Elfenbeinküste in einem separaten Verfahren nach einem Teilgeständnis rechtskräftig verurteilt. Der Drogendealer Rudy Guede, dessen DNA am Tatort gefunden wurde, muss 16 Jahre Haft absitzen. Den Ermittlern zufolge wiesen die Stichwunden jedoch stark darauf hin, dass es mehr als einen Täter gegeben hatte.

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