AK-Studie zeigt:

Jede zweite Frau verdient nicht genug zum Leben

Wirtschaft
14.09.2017 15:32

Trotz Berufstätigkeit sind viele Frauen in Österreich noch immer nicht finanziell unabhängig. Bei 54 Prozent der Arbeitnehmerinnen reicht das Einkommen "nicht oder gerade noch aus", wie aus dem aktuellen Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich hervorgeht, der von den Meinungsforschungsinstituten IFES und SORA anhand von Befragungen erstellt wurde. 2016 waren es 55 Prozent.

"Es bleibt nicht aus - wenn man die Möglichkeiten für Frauen verbessern will, geht es nicht nur um die Ausbildung, sondern auch um die Rahmenbedingungen, zum Beispiel um annähernd vollzeittaugliche Kinderbetreuung", so Oberösterreichs AK-Präsident Johann Kalliauer am Donnerstag. Hier gebe es auch ein starkes Stadt-Land-Gefälle. In ländlichen Gebieten ist es weitaus schwieriger, Kinder und Karriere unter einen Hut zu bekommen.

47 Prozent der Arbeitnehmer kommen mit Geld nicht aus
Alle weiblichen und männlichen Arbeitnehmer zusammengerechnet, kommen derzeit 47 Prozent mit ihrem Verdienst nicht oder nur schwer über die Runden. 2016 waren es 48 Prozent. Der leichte Rückgang "ist zum Teil der Lohnsteuerreform geschuldet - da ist netto wieder mehr angekommen", so der AK-Präsident.

Doch das löse nicht das Problem der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Frauen verdienen im Schnitt deutlich weniger als Männer und kommen weniger gut mit ihrem Einkommen aus. "Das hat sich in den vergangenen 20 Jahren nicht verbessert - auch bei Vollzeit arbeitenden Männern und Frauen wird die Kluft immer größer", so Christoph Hofinger vom SORA-Institut. Zudem seien in den beiden Jahrzehnten auch sehr viele weibliche Teilzeitjobs dazugekommen.

"Jemandem mit geringem Einkommen wird man nicht mit geringen Steuern helfen können", sagte Kalliauer. "Ein Instrument ist sicher eine stärkere Anhebung der Mindestlöhne - es muss jetzt ohne längere Verschnaufpause weitergehen in Richtung 1700 Euro." Auf 1500 Euro pro Monat haben sich die Sozialpartner geeinigt. Noch nicht ausgereizt sei auch die Möglichkeit, die Einkommensunterschiede im jeweiligen Betrieb transparent zu machen. "Diese Einkommenstransparenz gibt die Möglichkeit, genauer darauf zu schauen."

Immer weniger Arbeitsplätze für Geringqualifizierte
Neben Frauen in Teilzeitjobs haben es auch diejenigen schwer, mit ihrem Verdienst auszukommen, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen und danach keine Lehre oder andere Ausbildung absolviert haben. Es gibt auch immer weniger Arbeitsplätze für Geringqualifizierte. "Die Lage für Pflichtschulabsolventen ohne weitere Ausbildung ist besonders prekär", so Sozialforscher Reinhard Raml vom IFES-Institut.

Kalliauer räumte insgesamt eine "Entspannung am Arbeitsmarkt" ein - die Zahl der Arbeitslosen ist zuletzt gesunken. Doch: "Wir haben einen stabilen Anteil, der nur die Pflichtschule hat", gab er zu bedenken. "Eine abgeschlossene Lehre hat einen Wert, egal was man lernt - eine Lehre wird einfach als Bonuspunkt gesehen und erhöht die Chancen am Arbeitsmarkt", ist der AK-Präsident überzeugt.

"Drei Viertel der Arbeitssuchenden sind relativ rasch vermittelbar, doch ein gutes Viertel hat wirklich ein Problem", so Kalliauer. Als positiv strich er hervor, dass Instrumente der Politik wie etwa die Ausbildungspflicht bis zum Alter von 18 Jahren, die seit 1. September gilt, "vom Ansatz her durchaus richtig" seien.

Zufriedenheit mit Löhnen gestiegen
Generell ist die Zufriedenheit der Österreicher mit ihren Löhnen und Gehältern laut Arbeitsklimaindex zuletzt gestiegen. Zwei Drittel der Beschäftigten in Österreich sind demnach mit ihrem Einkommen glücklich.

Bei der Suche nach einem neuen Job sind Männern vor allem das Gehalt und die Möglichkeit der Gehaltssteigerung wichtig, während Frauen vor allem auf die Arbeitszeiten achten. Ihnen ist auch das Arbeitsklima und der Umgang zwischen Kollegen wichtiger. Bei Männern hingegen zählen neben Geld noch Arbeitsplatzsicherheit und Karrierechancen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von meinungsraum.at und creator constulting (Sample: 500 Personen).

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