Superman hebt ab

“Man of Steel”: Eine Legende kehrt auf die Leinwand zurück

Kino
19.06.2013 16:27
Er fliegt wieder: Sieben Jahre nach der Bruchlandung namens "Superman Returns" hebt der wohl bekannteste Superheld der Welt erneut zu einem Abenteuer auf der großen Leinwand ab. Angesichts der starken Vorgabe von Konkurrent Marvel, der mit "The Avengers" den neuen Maßstab im Superhelden-Genre gesetzt hat, sind die Erwartungen an die blau-rote Legende enorm. Eingebettet in einem Science-Fiction-Spektakel von epischen Ausmaßen zeigt sich der "Man of Steel" im Jahr 2013 tragischer, verletzlicher und letztlich menschlicher, als man ihn jemals zuvor gesehen hat.

Die Neuinterpretation des mittlerweile 75 Jahre umfassenden Superman-Mythos präsentiert sich als klassische Origin-Story, wie man sie von Spiderman und Batman kennt. Kal-El wird auf Krypton, einem dem Untergang geweihten fernen Planeten, geboren - die erste natürliche Geburt seit Jahrhunderten. Um ihn vor dem nahenden Ende seiner Heimatwelt zu bewahren, schicken ihn seine Eltern (Russell Crowe tritt in die Fußstapfen von Marlon Brando und brilliert in der Rolle des Vaters, Jor-El) in einem dramatischen ersten Akt in einem Raumschiff auf die Erde.

Ankunft auf der Erde läutet neues Zeitalter ein
Dort angekommen wird das Alien von Ma und Pa Kent (Diane Lane und Kevin Costner, der beweist, warum er auch im Alter immer noch zu den besten Darstellern in Hollywood zählt) zu einem anständigen US-amerikanischen Bürger großgezogen. Die größte Herausforderung für den auf den Namen Clark getauften Außerirdischen in seiner neuen Heimat: sich selbst und seinen Platz in der Gesellschaft zu finden. Denn bereits Jonathan Kent ist klar, dass das Wissen um die Existenz und Fähigkeiten seines Adoptivsohnes die Welt in ihren Grundfesten erschüttern wird. Die Menschheit steht vor dem Beginn eines neuen Zeitalters.

Mithilfe der resoluten Journalistin - und klassischen Superman-Liebschaft - Lois Lane (Amy Adams) gilt es dann, die Erde vor dem fanatischen General Zod zu bewahren. Der Bösewicht war dem Helden von Krypton gefolgt, nachdem er dort infolge eines gescheiterten Militärputsches - mit durchaus gut gemeinten Absichten - in die Verbannung geschickt worden war.

Kampf um das Schicksal der Menschheit
Zods wahnsinniger Plan: Er will den gesamten Planeten Erde mittels Terraforming zu einem neuen Krypton umformen, um den Fortbestand seiner Rasse zu sichern. Sein Erfolg würde nicht weniger als das Ende der Menschheit bedeuten. Ein finaler Kampf zwischen den beiden nahezu omnipotenten Kräften aus dem Weltall ist unausweichlich. In den Ruinen eines größtenteils zerstörten Metropolis entscheiden Zod und Superman über das Schicksal der Welt.

Angesichts einer ganzen Reihe an erfolgreichen Comic-Verfilmungen von Konkurrent Marvel, von "Iron Man" über "Hulk" und "Thor" hin zu "The Avengers", hatten DC Comics und Warner Brothers die Latte bei "Man of Steel" hoch angesetzt. Der neue Superman soll nicht weniger als die neue Bestmarke des Genres werden - oder zumindest an ihr kratzen. Erfreulich, dass dies den Machern tatsächlich gelungen ist.

Reboot setzt neue Superhelden-Maßstäbe
Der Reboot, wie Neuauflagen im Hollywood-Jargon genannt werden, um den Prototypen des Superhelden setzt neue Maßstäbe, an denen sich alle anderen kostümierten Helden künftig messen werden müssen. Nie zuvor war der Einsatz in einer Comic-Verfilmung so hoch, nie zuvor war der Zuseher mit einer dermaßen hohen Zahl an Toten in einem solchen Film konfrontiert. Zwar wurden auch in Blockbustern wie "Transformers 3" und "The Avengers" Städte teils in Schutt und Asche gelegt, doch mindestens 130.000 Todesopfer - so die Schätzung eines Teams an Ingenieuren und Technikern nach dem Filmstart in den USA -, wollte Hollywood dem Kinopublikum bei seinen Kassenschlagern der letzten Jahre nicht zumuten.

Handschrift von "Batman"-Mastermind unverkennbar
Um den hohen Ansprüchen des Filmstudios gerecht zu werden, wurde niemand geringerer als "Batman"-Mastermind Christopher Nolan als Produzent für die "Superman"-Neuverfilmung verpflichtet. Die Handschrift des Regisseurs ist im fertigen Film auch deutlich zu spüren. Anders als die kostümierten Kollegen von Marvel ist der Superman der Gegenwart, wie zuvor schon Nolans Dunkler Ritter, wesentlich näher an der realen Welt angesiedelt. So setzten sich Regisseur Zack Snyder (300, Watchmen) und Drehbuchautor David S. Goyer (Batman-Trilogie) unter anderem mit der Frage auseinander, welche Auswirkungen das Auftauchen eines schier allmächtigen Aliens auf die Menschen und ihr Weltbild hat.

Zudem ist es Nolan und Co. gelungen, das größte Problem, mit dem Superman in der Vergangenheit zu kämpfen hatte, zu beseitigen: Während der Superheld mit dem roten Cape und dem "S" als Logo auf der Brust den Menschen rund um den Globus ein Begriff ist, fiel es bislang schwer, sich mit Kal-El alias Clark Kent alias Superman zu identifizieren. Ob es nun seine nahezu an Allmacht grenzenden Kräfte, seine Herkunft von einem fremden Planeten oder schlicht seine Pfadfinder-Mentalität waren - es fehlten stets die Ecken und Kanten, die Schattenseiten, die eine Figur wie Batman so faszinierend machen.

Wohl auch Dank der darstellerischen Leistung von Henry Cavill ("Die Tudors"), dem eine steile Karriere bevorstehen dürfte, ist Superman nicht mehr gar so unerträglich perfekt. Der neu interpretierte Held mag zwar aus Stahl sein, wirkt aber zugleich verletzlicher und somit letztlich menschlicher, als es Christopher Reeve in den Filmen der 1980er-Jahre und Brandon Routh in der vernachlässigbaren Pseudo-Hommage von 2006 jemals sein durften. Die Tatsache, dass sich das Team rund um Synder, Nolan und Goyer einige Freiheiten bei der Biografie des Helden erlauben, wirkt sich zusätzlich positiv aus.

Spannende Neuinterpretation mit kleinen Fehlern
Fazit: Ja, das Drehbuch der neuesten "Superman"-Version, die im Titel bewusst auf die Verwendung des Wortes Superman verzichtet - ebenso wie übrigens auch im Film selbst der Name des Helden nur ein einziges Mal zur Sprache kommt -, beinhaltet teils dumme Fehler. Und ja, die messianischen Züge des Helden, der bei der drohenden Apokalypse nicht zufällig 33 Jahre alt ist, mögen manche nerven. Doch ist man gewillt, darüber hinwegzusehen, wenn das Werk in seiner Gesamtheit so grandios unterhält, wie es hier der Fall ist. Am Ende ist "Man of Steel" vielleicht nicht der perfekte Superman-Film, aber er fliegt nur haarscharf daran vorbei. Fortsetzung erwünscht!

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